§ 3. Deutsche Sprache mit Lesen und Schreiben. 45
stoffes zu beschränken und von der Füglichkeit zu einem reicheren Ausbau
desselben keinen Gebrauch zu machen“.
Dabei ist es jedoch nicht geblieben. Jahrelange Erfahrungen in
der Schulpraxis haben allmählich zu der weiteren Uberzeugung geführt,
daß eine Beschränkung des religiösen Memorierstoffes im Interesse
der Sache liege. Grüllich, Lehrplan r2c.: „Alle, die in der Schule mit
Erklärung und Einprägung der Sprüche und Strophen zu tun haben,
sind nicht aus pädagogischem Doktrinarismus, sondern in Beachtung
der Kindesnatur zu dem Wunsche gekommen, es möchten einige Sprüche
und Strophen des „religiösen Memorierstoffes“ aus dem Lernstoffe aus-
geschieden werden, weil sie nach Inhalt und Form zu schwer sind und
demnach trotz aller Mühe nicht lange im Gedächtnis haften bleiben,
oder weil es ihrem Charakter nach genügt, sie zu erklären. So viel ist
sicher: lieber weniger Lernstoff, aber diesen wirklich eingeprägt fürs Leben!“
Den hierüber geäußerten besonderen Wünschen, soweit sie als an-
gemessen erschienen, ist durch Generalverordnung vom 18. Dezember
1897 Rechnung getragen worden. S. den Anhang.
Trotz der erfolgten Beschränkung des religiösen Memorierstoffes
werden aber schwach begabte Schüler, die überhaupt zurückbleiben, doch
nicht imstande sein, in vollständig sich anzueignen. Wieviel solche
Nachzügler davon zu lernen haben, ist ohne Zweifel je nach Lage des
einzelnen Falles zu bestimmen. S. hierzu Bekanntmachung vom
19. Septbr. 1877, vorletzter Absatz.
§ 3.
Deutsche Sprache mit Lesen und Schreiben 5).
1. Der Sprachunterricht soll die Schulkinder sowohl zum
Verständnis, als auch zu richtigem mündlichen und schriftlichen
Gebrauch der hochdeutschen Sprache?) befähigen, zugleich aber
Herz und Sinn der Jugend durch Einführung in die volks-
tümliche Literatur veredeln helfen 75).
2. Zu diesem Zwecke ist auf die Pflege der sprachlichen
Bildung auch in allen anderen Lehrstunden Bedacht zu nehmen ?).
Schreiben und — als Mittel zum Zwecke — die elementare
Behandlung der Deutschen Sprachlehre#.
4. Diese Fächer sind in Beziehung aufeinander zu be-
treiben 3).
a) Sprechühungen.
1. Bei den Sprechübungen istveinesteils. auf Reinheit und
Deutlichkeit der Aussprache,K.andernteils auf Richtigkeit, Sicher-