66 § 3. Deutsche Sprache mit Lesen und Schreiben.
Ist nun auch infolgedessen seiten der obersten Schulbehörde von
einer allgemeinen Anordnung hierüber abgesehen worden, so haben doch
die meisten Aufsichtsbezirke dafür Sorge getragen, in den Schulen ihres
Umkreises eine gewisse Ubereinstimmung der Buchstabenformen herbei-
zuführen. Möglicherweise ergibt sich aus diesen und anderen Vor-
arbeiten endlich die von vielen gewünschte Einheit.
Beim Schreibunterrichte in den Seminaren ist diese Einheit durch
die vor einigen Jahren herausgegebenen „Musterblätter für den
Schreibunterricht in den sächsischen Seminaren“ (Dresden, A. Huhle)
bereits herbeigeführt worden. Die Buchstabenformen dieser Muster-
blätter schließen sich dem Henzeschen Duktus an, vereinfachen ihn jedoch.
Mit ihnen stimmen die in gleichem Verlage erschienenen „Alpha-
bete für die Volksschule“ überein, deren Einführung dem Ver-
nehmen nach schon in vielen Aussichtsbezirken erfolgt ist.
Die seinerzeit zugunsten der sogenannten Steilschrift eingeleitete
Bewegung hat wohl in einigen Schulen zu praktischen Versuchen Anlaß
gegeben, aber weitere Beachtung hierzulande nicht gefunden.
68) Diese Zugübungen, deren hohe Wichtigkeit bei den Erfolgen
der neueren Schreiblehrmethoden selbst von dem Laien nicht übersehen
werden kann, sind nach den G. B. mit allen Schülern derselben Klasse
gleichzeitig vorzunehmen.
Sie sollen „spätestens im dritten Schuljahre ausgenommen, nament-
lich aber in den oberen Klassen betrieben werden“.
„Zweckmäßig ist es, die Schreibstunden mit ihnen zu beginnen.“
Sie können „auf einem Probeblatte, im Tage= oder Beibuche, auch
in bereits ausgeschriebenen Heften ausgeführt werden“.
Vergl. hierzu: Dr. Wild, Stoffpläne, Zusätze 2c.; Baunack, Lehr-
plan 2c.; Grüllich, Lehrplan rc.; Schreyer, Entwurf 2c.; Lehrpläne
für die Inspektionsbezirke Dippoldiswalde, Glauchau und
Chemnitz II.
68b) „Beim Massenunterrichte bedarf es einer straffen Dis-
ziplin, die alles, was für den Verlauf und die Erfolge der Schreib-
stunden von Wichtigkeit ist, genau bestimmt und die Tätigkeit der
Schüler — ähnlich wie beim Turnen — durch Kommando in fester
Ordnung hält.“ S. hierzu u. a. Baunack, Lehrplan 2c.
69) Das Taktieren ist nach den G. B. insbesondere bei vorgedachten
Zugübungen, sowie bei Schreibung der Grundformen, einzelner Buch-
staben und Wörter in Anwendung zu bringen. In den Oberklassen tritt
es zurück. Das Zählen übernimmt der Lehrer im Wechsel mit einzelnen
Schülern, Schülergruppen und dem Cötus.
Baunack (Lehrplan 2c.): „Das anfangs langsamere, dann schneller
werdende Tempo bestimmt der Lehrer selbst. Unterbrochen wird das
laute Zählen durch stilles, doch muß auch hierbei das gegebene Zeit-
maß eingehalten werden.“
Zu Unzuträglichkeiten führt es, wenn in Schulen, wo mehrere
Lehrer Schreibunterricht erteilen, nicht alle beim Taktschreiben das-
selbe Verfahren einhalten.