72 § 3. Deutsche Sprache mit Lesen und Schreiben.
Unterrichts und das Aufschreiben der bei den Sprechübungen gewonnenen
Sätze. Daran mag sich die Wiedererzählung kurzer Geschichten, die
Nachbildung einfacher Beschreibungen, sowie die Umbildung von Lese-
stücken (Wechsel des Zahl-, Zeit= und Personenverhältnisses) schließen“.
„In der Oberklasse sind alsdann die verschiedensten Form-
veränderungen von Lesestücken, Nachbildungen derselben in strengerer
und freierer Form, Verarbeitung der darin enthaltenen Gedanken nach
gegebenen Gesichtspunkten, Aufschreiben des Vorgelesenen und Erzählten,
des im Unterrichte Behandelten oder im Erfahrungskreise der Schüler
Liegenden, Erzählungen, Beschreibungen, Vergleichungen, Erklärungen 2c.
am Platze. Auch Briefe und Geschäftsaufsätze sind zu bearbeiten.“
„Während auf der Unterstufe die Ubung mit dem Bilden und
Aufschreiben einfacher Sätze über einen gegebenen Gegenstand der sinn-
lichen Wahrnehmung beginnt, setzt sich dieselbe auf der Mittelstufe
durch Nachbildung kleiner Erzählungen, Beschreibungen, Briefe 2c. in
planmäßigem Wechsel fort und führt auf der Oberstufe zur Anfertigung
mehr selbständiger, mit den Forderungen des praktischen Lebens mög-
lichst zusammenhängender Aufsätze nach kürzeren Andeutungen des
Lehrers.“ Anmerkung 32. -
Grüllich (Lehrplan 2c.) schlägt für die Oberklassen folgendes
vor: Die Ubungen der 3. Stufe (5. und 6. Schuljahr) müssen einen
freieren Zug annehmen. Die Arbeiten bestehen in Beschreibungen und
Schilderungen, zu denen Naturgeschichte und Geographie, auch die
Natur draußen in ihrem Wandel und Wechsel reichen Stoff bieten.
Nachdem einige Musterbeispiele gemeinsam bearbeitet worden sind,
müssen wenigstens die begabteren Kinder auch selbständig etwas aus
ihrem eigenen Anschauungzkreise beschreiben. Ebenso sollen die Schüler
angeleitet werden, Gelesenes, Gehörtes oder Erlebtes nachzuerzählen
und Vergleichungen zu fertigen. Im Anschlusse an Lesestücke werden
Umwandlungen, Nachbildungen und Charakteristiken geliefert. Auch
Briefe sind zu schreiben. — Die 4. Stufe (7. und 8. Schuljahr) setzt
diese Ubungen bei immer freierer Bewegung der Kinder fort, fordert
wohl auch kleine Abhandlungen über leichtere Sprichwörter, geographische
und naturkundliche Stoffe, übt die verschiedenen Briefformen weiter
ein und nimmt die Abfassung von Geschäftsaufsätzen in ihren behrgang auf.
Vergl. hierzu, sowie zu den folgenden Anmerkungen: Dr. Wild,
Stoffpläne 2c.; Schreyer, Entwurf 2c.; Lehrpläne für die Inspektions-
bezirke Borna, Döbeln, Rochlitz, Zwickau, Olsnitz, Dippoldis-
walde, Glauchau und Chemnitz II; Thieme, Vorschule zu
Petermanns Aufgabenbuch (Dresden); Dr. Haupt und Hesse, Deutsche
Sprachkunde (Dresden); Dr. Seifert, Der Aufsatz im Lichte der Lehr-
planidee (Leipzig); E. Lüttge, Der stilistische Anschauungsunterricht
(Leipzig, E. Wunderlich).
80 b) Bei Beantwortung der Frage, welcherlei Aufsätze den
Vorzug haben müssen, wird nicht außer acht gelassen werden dürfen,
daß die aus der Volksschule entlassenen Knaben in die Fortbildungs-
schule einzutreten haben. Für diese aber bestimmt § 2 Abs. 13 des Lehr-
planes vom 18. Oktober 1881: „Die Aufsatzübungen erstrecken sich haupt-
sächlich auf die Fertigung von Briefen und Geschäftsaufsätzen.“