§ 3. Deutsche Sprache mit Lesen und Schreiben. 75
die Aufgaben meist so dehnbar gestellt werden können, daß die Kraft
der älteren Schüler bei demselben Stoffe doch ganz entsprechend in
Anspruch genommen wird.“
Dr. Wild (Stoffpläne 2c.): „In allen Schulen, möglichst auch in
zweiklassigen, sind alle Kinder einer Klasse zu einer Abteilung zu ver-
einigen, nur daß besonders in zweiklassigen Schulen von den schwächeren
und jüngeren Schülern die Niederschrift weniger Sätze über denselben
Gegenstand verlangt wird.“
Baunack (Lehrplan 2c.): „Meist werden sich alle Schüler an dem-
selben Stoffe beschäftigen lassen. Die jüngeren schreiben nur die Haupt-
gedanken auf, welche die älteren weiter ausführen; jene behandeln nur
einen gewissen Teil der Aufgabe, diese das Ganze; jene erzählen ein-
fach, wo diese eine gedrängte Inhaltsangabe fertigen oder einzelne
Partien erweitern; jene liefern eine grammatische Umbildung, wo diese
die Gedankenfolge abändern, jene eine strengere Nachbildung mit ge-
gebenem Objekt, diese eine selbsterfundene 2c.“
84) Vergl. Anmerkung 78.
85) S. hierzu Anmerkung 79 Abs. 2.
Ubrigens wird in den G. B. u. a. bemerkt: „Für gegliederte
Schulen empfiehlt es sich, nicht bloß während der letzten vier, sondern
während der letzten sechs Schuljahre Reinhefte führen rl lassen.“ Diese
Einrichtung ist dem Vernehmen nach in vielen Schulen getroffen
worden und hat sich bewährt.
In den Bezirken Dippoldiswalde und Chemnitz II besteht
für alle Schulen die Vorschrift, daß schon die Kinder des vierten
Schuljahrs einige Aufsätze — monatlich einen — ins Diktatheft oder
in ein besonderes Stilheft einzutragen haben. Reil, Lehrpläne 2c.:
Die Kinder des 3. und 4. Schuljahres haben in der zweiklassigen Schule
jährlich 10, in der vierklassigen 12 Arbeiten (Diktat und Aufsatz zu-
sammen) in ein Heft einzutragen.
Vergl. Anmerkung 77b.
86) Es bleibt hiernach die Wahl, die stilistischen und orthographisch-
grammatikalischen Arbeiten in ein und dasselbe, oder in besondere Hefte
eintragen zu lassen. Dem letzteren wird der Vorzug gegeben.
Die Frage, wo die Reinschrift zu erfolgen habe, ob in der Schule
oder zu Hause, ist je nach Lage der einschlagenden Verhältnisse zu be-
antworten. In einzelnen Schulen hat man zur Fertigung der Rein-
schriften eine Überstunde angesetzt. S. a. Anmerkung 66.
86b) In einer Reihe von Schulen besteht die Einrichtung, daß
die Schüler außer den im Lehrplane vorgeschriebenen Stilarbeiten von
Zeit zu Zeit, etwa aller Vierteljahre, eine Probearbeit (z. B. nach
Vorlesung einer Erzählung oder eines Gedichtes) ins Tagebuch zu liefern
und damit nachzuweisen haben, wie sie sich ganz ohne Hilfe des Lehrers
schriftlich auszudrücken vermögen. Diese Einrichtung verdient in weiteren
Kreisen erprobt zu werden.
S. hierzu: Lehrpläne für die Inspektionsbezirke Dippoldiswalde
und Chemnitz II.