Full text: Lehrplan für die einfachen Volksschulen des Königreichs Sachsen vom 5. November 1878.

8 3. Deutsche Sprache mit Lesen und Schreiben. 81 
Ausdrucke zu bringen. Nicht der abstrakte Teil, die Sprachlehre, son- 
F der konkrete, die Sprache selbst, ist überall in den Vordergrund 
zu stellen.“ 
„Es entspricht dem Grundsatze der Konzentration, bei diesen 
Ubungen solche Gedanken, welche den Schülern insbesondere durch die 
Lektüre und den Realunterricht vermittelt worden sind, verarbeiten zu 
lassen.“ 
Vergl.: Schreyer (Entwurf 2c.): „Die Anwendungsübungen sind 
mit dem größten Fleiße zu betreiben, mögen sie in Beziehung zu einem 
Lesestücke treten oder sich an bestimmte Sach= oder Lebensgebiete an- 
schließen, und sowohl mündlich wie schriftlich immer so zu fassen, daß 
sie einen wirklichen Wert für die weitere Sprachbildung der Schüler 
haben.“ » 
„Soweit es angeht, ist bei den grammatischen Ubungen eine sach- 
liche Einheit festzuhalten.“ „Ganz falsch ist das Verfahren, bei der 
Bildung von Sätzen den Kindern kein bestimmtes Gebiet anzuweisen, 
sondern sie der Zerstreuung zu überlassen.“ 
Mit Bezugnahme hierauf können u. a. die in drei Heften (Unter-, 
Mittel= und Oberstufe) vorliegenden „Grammatischen Arbeiten in Auf- 
satzform“, bearbeitet von E. Hesse (Dresden, A. Huhle) zur Vor- 
bereitung auf den Unterricht in der Sprachlehre empfohlen werden. 
Vergl. hierzu: Dr. Wild, Stoffpläne rc., Zusätze III; Grüllich, 
Lehrplan rc.; Schreyer, Entwurf 2c.; Lehrpläne für die Inspektions- 
bezirke Döbeln, Olsnitz, Dippoldiswalde und Chemnitz II. 
94) G. B.: „Der Unterricht hat sich möglichst an das Lesebuch 
anzuschließen. Mittelpunkt des grammatikalischen Unterrichts ist das 
Lesebuch 2c.“ Ob für alle Fälle auch Ausgangspunkt? das bleibt nach 
den G. B. doch fraglich. „Häufig werden sich ja Lesestücke, der für den 
besonderen Zweck abgefaßten nicht zu gedenken, nach ihrer sprachlichen 
Form recht wohl zum Ausgangspunkte grammatikalischer Unterweisungen 
benutzen lassen; zuweilen aber liefern sie durchweg passende und für 
die Entwicklung des zu behandelnden Gegenstandes völlig ausreichende 
Unterlagen nicht. Alsdann wird man nicht umhin können, Muster- 
beispiele zu Hilfe zu nehmen, welche die des Lesebuches dem gerade 
vorliegenden Bedürfnisse entsprechend ergänzen, vervollständigen. Unter 
Umständen wird sogar lediglich von herbeigezogenen Musterbeispielen 
auszugehen sein.“ 
In Betracht der soeben berührten teilweisen Unzulänglichkeit des 
Lesebuches aber zu sagen, der Unterricht möge überhaupt nicht an dieses, 
sondern ein für allemal an besonders gewählte Musterbeispiele an- 
knüpfen, das dürfte doch zu viel behauptet und selbst dann nicht un- 
bedenklich sein, wenn jener Vorschlag dahin erläutert wird: das Lesebuch 
komme dabei immerhin zu seinem Rechte, da an dem Inhalte desselben 
das von den Schülern bei der Besprechung jener Musterbeispiele ge- 
wonnene Wissen auf seine Klarheit und Sicherheit geprüft, wie durch 
Ubung befestigt werden müsse. Die Volksschule mag doch ja dem Lese- 
buche namentlich für die sprachliche Bildung ihrer Schüler so viel als 
irgend möglich abzugewinnen suchen. 
Lehrplan f. d. einfachen Volksschulen. 11. Aufl. 6
	        
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