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„ Sicherheit und Gewandtheit wird auf den späteren Stufen niemals er-
zielt, wenn nicht im Zahlenraume bis 100 alles fest und sofort verfügbar ist.“
Vergl. hierzu: Grüllich, Lehrplan 2c.; Baunack, Lehrplan 2c.;
Lehrpläne für die Inspektionsbezirke Döbeln, Zwickau, Dippoldis-
walde und Chemnitz II.
In einer Reihe von zwei-, drei= und vierklassigen Schulen hat es
bisher nicht gelingen wollen, das Zahlengebiet von 1—1000 innerhalb
der ersten vier Schuljahre genügend durchzuarbeiten. Man möchte des-
halb die Rechenübungen auf das Gebiet von 1— 100 beschränkt sehen,
zumal auch in diesem wirkliche Sicherheit nicht gewonnen werden könne,
wenn man darüber hinauszuschreiten genötigt sei. Anderseits aber liegt
die Erfahrung vor, daß auch in derartigen Schulen das Ziel der ge-
dachten Stufe befriedigend erreicht worden ist.
Es sollte daher unter allen Umständen mit der Einführung in den
Zahlenraum von 1—1000 wenigstens begonnen werden. Was dagegen
die abschließende Behandlung desselben betrifft, so steht es mit der Be-
stimmung des Lehrplanes § 4 Abs. 4 nicht in Widerspruch, wenn sie erst
in den für die letzten vier Schuljahre bestimmten Klassen erfolgt.
100) Diese Erweiterung darf als Ausnahme von der Regel nur
unter der Bedingung, daß die Rechenoperationen innerhalb der bereits
behandelten Zahlengebiete vollständige Sicherheit erlangt haben, vor-
genommen werden (G. B.).
100b) Vom ersten Schuljahre an fortgehend auf allen Stufen, je
nachdem die allmählich wachsenden Zahlenräume Gelegenheit bieten.
S. u. a.: Baunack, Lehrplan 2c.; Lehrpläne für die Bezirke Dippoldis=
walde und Chemnitz I.
101) Die Grundrechnungsarten lassen sich erfahrungsmäßig schon
innerhalb der ersten vier Schuljahre ohne wesentliche Schwierigkeiten auf
die im Verkehr gebräuchlichen Brüche: Halbe, Viertel, Zehntel und selbst
Hundertstel anwenden. Diese Bruchzahlen liegen dem Verständnis der
hier in Frage kommenden Schüler tatsächlich minder fern, als vielfach
angenommen wird. Wenn derartige Brüche in passend gewählten Auf-
gaben schon frühe gelegentlich eingeführt werden, so werden sich die
Schüler an den Umgang mit ihnen allmählich gewöhnen und in ihrer
Behandlung künftighin eine größere Sicherheit erlangen als nach dem
von alters her üblichen Unterrichtsgange, welcher erst gegen das Ende
der Schulzeit zur Aufnahme von Bruchzöhlen in die Rechenaufgaben
und damit zu sehr geringfügigen Erfolgen im Bruchrechnen gelangte.
Eckardt (Lehr= und Stundenpläne 2rc.): „Brüche werden auf jeder
Stufe angewendet.“ Dr. Wild (Stoffpläne 2c.): „In einfacher Weise
werden vom ersten Schuljahre ab Brüche herangezogen.“ Baunack
(Lehrplan 2c.): „Bei der Anwendung von Brüchen wird man anfangs
nicht allzuweit gehen dürfen.“
Grüllich (Lehrplan 2c.): „Im dritten Schuljahre treten neben den
ganzen Zahlen auch Bruchzahlen auf in den Formen, wie sie im ge-
wöhnlichen Leben häufig angewandt und den Kindern verständlich ge-
macht werden können: ½ bis ½0.“ Die Schreibweise 0,1 2c. wird als
Verfrühung bezeichnet.