Full text: Lehrplan für die einfachen Volksschulen des Königreichs Sachsen vom 5. November 1878.

88 84. Rechnen. 
es darauf ankommen, den Unterrichtsstoff nach praktischen Gesichtspunkten 
auszuwählen, namentlich diejenigen Kunstgriffe, welche häufig gebraucht 
werden oder willkommene Erleichterungen bieten, zu üben, Sicherheit 
im Rechnen mit kleineren Zahlen gewinnen zu lassen und alles aus- 
zuschließen, was voraussichtlich nur gelernt werden würde, um alsbald 
wieder vergessen zu werden. Bei einer derartigen Beschränkung auf 
das wirklich Notwendige wird der Einwand, die einfache Volksschule sei 
den Schwierigkeiten der Dezimalbruchrechnung nicht gewachsen, durchaus 
hinfällig. Man lege nur entschlossen und geschickt die Hand ans Werk! 
Heri# hierzu: Lehrplan für die Fortbildungsschulen 2., 
§ 3 Abf. 2. 
105) Die G. B. empfehlen vorzugsweise einfache, aus dem Leben 
gegriffene Aufgaben der Zins-, Prozent-, Gesellschafts= und Mischungs- 
rechnung. 
105b) G. B.: „Auf den höheren Unterrichtsstufen müssen die Schüler 
in dem, was sie früher gelernt haben, durch planmäßige Wieder- 
holungsübungen befestigt werden.“ 
Dr. Wild (Stoffpläne 2c., Zusätze III und IV): „In allen Schulen 
ist den Schülern der oberen Abteilungen und Klassen vielfach, auch durch 
Aufgaben, welche sie nach vom Lehrer bezeichneten Gesichtspunkten 
selbst bilden und sich gegenseitig stellen müssen, Gelegenheit zu geben, 
die früher behandelten Ubungen zu wiederholen.“ 
„Recht zweckmäßig ist es, die Schüler — um ihre Fertigkeit zu 
üfen — von Zeit zu Zeit Probearbeiten liefern zu lassen, zu 
enen die Aufgaben teils aus dem Gebiete der im Unterrichte zuletzt 
behande ten Ubungen, teils aus schon früher durchgenommenen Rechnungs- 
arten gewählt werden können.“ Vergl. hierzu: Grüllich, Lehrplan 2c. 
  
105e) In neuerer Zeit wird auf elementare Vorübungen zu 
Anfang jeder Rechenstunde aus guten Gründen viel Wert gelegt. Wenn 
sie in der Klasse heimisch geworden sind und flott betrieben werden, 
nehmen sie, obgleich sich alle Schüler daran zu beteiligen haben, nur 
einige Minuten in Anspruch und lohnen die aufgewendete Mühe durch 
bald wahrnehmbare Erfolge. Sie haben sich dem Vernehmen nach 
während der letzten Jahre zwar weiter eingebürgert, aber noch nicht 
allenthalben die nötige Pflege gefunden. , 
Baunack (Lehrplan 2c.): „Es empfiehlt sich, daß die Rechenstunde 
mit allgemeinen Aufgaben (Elementarübungen für alle Schüler der 
Klasse, namentlich auch Schnellrechenaufgaben) begonnen werde.“ „Sie 
gehen am besten jede Stunde von einer bestimmten Einmaleinszahl aus, 
auf die alles aufgebaut wird; ist sie zugleich Währungszahl, so läßt 
sich eine Reihe von Aufgaben nur um so interessanter gestalten.“ 
„Gemeinsame Vorübungen im Kopfrechnen mit kleinen Zahlen 
sollten auch bei den oberen Klassen in keiner Rechenstunde fehlen. Bei 
diesen Ubungen ist hauptsächlich das Leben mit seinen mannigfaltigen 
Aufgaben zu berücksichtigen, und der Lehrer, der für einen reichen, 
aber doch planmäßigen Wechsel derselben zu sorgen hat, muß von gedruckten 
oder geschriebenen Aufgabensammlungen gänzlich unabhängig sein.“
	        
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