96 §. 5. Formenlehre.
Selbstverständlich werden beim Unterricht der Mädchen solche Auf-
gaben zu bevorzugen sein, die auch ihrer hauswirtschaftlichen Vor-
bildung dienen und für den Unterricht in den weiblichen Handarbeiten
von Bedeutung sind. S. hierzu Anmerkung 80 b, 97, 161, 164 und 195.
Eine möglichst praktische Gestaltung des Unterrichts fordern auch
Dr. Wilds Stoff= und Eckardts Lehr= und Stundenpläne, Grüllichs
Lehrplan 2c., Schreyers Entwurf 2c., sowie die Lehrpläne für die
Inspektionsbezirke Borna, Döbeln, Rochlitz, Zwickau, Olsnitz,
Dippoldiswalde, Glauchau und Chemnitz II.
118) Wissenschaftliche Beweise gehören in die einfache Volks-
schule nicht; wo man sich früher mit ihnen abgemüht hat, da verfehlte
der Unterricht sein Ziel vollständig. Verfehlt er aber das Ziel, dann
kann es nicht befremden, wenn sein Wert in Zweifel gezogen wird.
Baunack (Lehrplan 2c.): „In einfachen Volksschulen genügt hin-
länglich der unmittelbar praktische Beweis durch Anschauung, Augen-
maß und Messungen.“
Grüllich (Lehrplan 2c.): „Handelt es sich darum, einen Lehrsatz
zu gewinnen, so ist in der Volksschule auf eine mathematische Beweis-
führung zu verzichten; man begnügt sich mit der anschaulichen (empirischen)
Darlegung der geometrischen Wahrheit.“
119) Für zweiklassige Schulen wird, falls etwa die Formenlehre
in besonderen Lektionen zur Behandlung gelangt, ein zweijähriger
Kursus zumeist empfohlen; es könne jedoch, wenn sämtliche Schüler
der Oberklasse an dem Unterrichte teilzunehmen hätten, der Lehrstoff
auch auf vier sich ergänzende Kurse dergestalt verteilt werden, daß in
jedem Jahre der gesamte Stoff grundlegend, einzelne Partien desselben
aber in entsprechender Abwechslung ausführlicher zur Verarbeitung kämen.
Für vier= oder mehrklassige Schulen werden zweijährige, aber
auch konzentrisch sich erweiternde einjährige Lehrkurse in Vorschlag ge-
bracht. S. hierzu: Dr. Wild, Stoffpläne 2c.; Schreyer, Entwurf 2c.;
Baunack, Lehrplan 2c.; Lehrplan für den Bezirk Chemnitz II.
„In vier= und sechsklassigen Schulen läßt sich der Klassen= und Ab-
teilungsunterricht vereinigen, wenn man von einer Reihe geometrischer
Körper ausgeht, die in jedem Jahre mit allen Schülern der Klasse
zergliedernd besprochen werden. Hieran würden sich für das siebente
Schuljahr die leichteren planimetrischen Zeichnungen und Berechnungen,
für das achte die schwierigeren und eine Anzahl Aufgaben aus der
Körperberechnung anzuschließen haben.“
120) Die Führung besonderer Hefte, in welche die wichtigsten Er-
klärungen, die Konstruktionen, Berechnungen 2c. sorgfältig einzutragen
sind, ist sehr zu wünschen (G. B.).
In manchen Schulen werden zu diesen Einträgen die für den
Rechenunterricht eingeführten Reinhefte mitbenutzt. S. Anmerkung 108.
121) Der Schulzirkel soll von angemessener Größe und mit einer
metallenen Kreidehülse versehen sein. Außerdem werden als Lehr-
mittel für das Schulinventar empfohlen: eine Reißschiene mit metrischer
Einteilung, ein Winkelhaken, ein Transporteur und hinreichend große
geometrische Körper von hartem Holz.