Metadata: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

110 Fünstes Buch. Fünstes Capitel. 
alsdann auf die früheren Entwürfe zurückzukommen und sich bei gün- 
stiger Gelegenheit zu entfernen 1). Junge Leute lieben wohl, ihre Ent- 
schlüsse von Dingen abhängig zu machen, welche nicht in ihrer Ge- 
walt stehen. Katte versprach alsdann, dabei zu sein und Theil zu 
nehmen. 
Endlich erklärte der König, daß der Prinz ihn begleiten solle. 
Beide Freunde fühlten sich dadurch in ihrem Herzen verpflichtet. 
Katte machte es möglich, einst in der Nacht unangemeldet nach 
Potsdam zu kommen, um mit dem Prinzen eine schließliche Abrede 
zu nehmen. Doch ließ sich nichts festsetzen, da Katte noch nicht die 
Zusicherung hatte, von der Alles abhing, auf Werbung geschickt zu 
werden. Mochte er dieselbe nun erhalten oder nicht, so kam man 
überein, daß er nichts thun, überhaupt Berlin nicht verlassen solle, 
ehe er weitere Nachricht von Friedrich habe. Er nahm dessen Kost- 
barkeiten an sich, ein paar Ringe und Tabatieren, einige tausend 
Thaler an baarem Gelde, seinen polnischen Orden in Brillanten, von 
dem jedoch die echten Steine guten Theils schon herausgenommen 
waren; damit sollte Katte auf die erste Weisung nachkommen; die 
Bücher, zu denen ihm Duhan die Schlüssel gegeben, sollten nach 
Hamburg gebracht werden. Sie durften darauf rechnen, daß auch 
Kait dann aus seiner Garnison entweichen und sich anschließen würde. 
Nur die Namen waren bestimmt, die sie führen, doch nicht die Zeit, 
wann, noch der Ort, wo sie zusammentreffen würden. 
Am 16. Juli ward die Reise des Königs angetreten. Friedrich 
Wilhelm ließ sich, wie sein Begleiter Seckendorf sagt, überall pa- 
triotisch vernehmen; er suchte die fürstlichen Mitglieder der associirten 
Kreise zum Beitritt zu einer vom Kaiser gegen seine Widersacher von, 
Sevilla erlassenen Declaration zu bringen; den Franzosen, die ihm 
vorkamen, zeigte er, wie wenig er ihnen geneigt sei. 
Indeß richteten sich alle Gedanken seines Sohnes dahin, eben 
zu ihnen seine Flucht zu nehmen. 
Die Vorbereitungen, die er ohne seinen Vertrauten dazu machen 
konnte, wollten nun freilich nicht viel sagen. Um nicht durch die 
Uniform im ersten Augenblick verrathen zu werden, ließ er sich einen 
Roquelaure von rothem Tuche anfertigen; er meinte, sehr insgeheim, 
1) Verhör des Kronprinzen (2. Sepiember) wenn er in Potsdam bleibe 
(gelassen würde), wolle er nicht weggehen: wenn er aber mit dem König 
wegginge sollte Katte mit ihm gehen. Die Abrede scheint in Folge der Ab- 
mahnungen von Gui Dickens so genommen worden zu sein.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.