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man, dann verjüngte man durch Schlagstellung auf natürlichem Wege;
als das Holz werthvoller und damit der Waldbau intensiver wurde,
kam man nach dem Vorbild des Ackerbaus auf die Idee, Vollsaaten
zu machen, dann auf Streifen- und Plätzesaaten unter fortwährender
Verringerung der Samenmengen; die Anforderungen an den Wald
stiegen mit jedem Jahre und man mußte auf Mittel sinnen, schneller
brauchbares Holz zu erzielen; die Frucht dieses Nachdenkens war die
Pflanzung, zuerst in Büscheln mit großer Pflanzenzahl, die im Verfolg
immer kleiner wurde, bis auf die Loosung des heutigen Tages, die
Einzelpflanzung. Man hat also im Allgemeinen die Saat verworfen
und dafür die Pflanzung eingeführt. Hieraus folgt jedoch nicht, daß
die Saat ganz zu verwerfen sei. Mit bestem Erfolge wird die Saat
noch bei Eiche und Kiefer angewandt und wo es schwierig ist, Pflanzen-
material zu erzielen. Die Saat hat den Vorzug der Billigkeit vor der
Pflanzung und bietet den Vortheil, daß sie gleichzeitig auf dem be-
quemsten Wege Pflanzenmaterial schafft, auch mehr Durchforstungs-
material liefert. Doch ist die Saat auszuschließen:
1. auf verangertem, magerem und nassem Boden,
2. auf Boden, der dem Auffrieren ausgesetzt ist oder zu Unkraut
neigt,
3. in rauhem Klima und zwischen verdämmenden Vorwüchsen; im
Allgemeinen überhaupt da, wo die Kultur mit besonderen
Schwierigkeiten zu kämpfen hat.
Man greift wohl nothgedrungen zur Saat, wenn man sehr aus-
gedehnte Blößen schnell in Bestand bringen soll, weil sich in solchem
Falle die erforderlichen bedeutenden Pflanzenmengen nicht schaffen lassen.
Kann man also den Samen billig beschaffen, hat man geeigneten
Standort, ist die Beschaffung von Pflanzenmaterial mit Schwierigkeiten
verbunden, sind keine örtlichen Gefahren für die Saat vorhanden, wie
Vögel, Mäuse, Frost, Nässe, Felsboden, Insekten 2c., so greift man bei
Eiche und Kiefer, seltener bei Erle und Fichte und anderen Holzarten
lieber zur Saat. Die Pflanzung ist Regel in folgenden Fällen:
1. Wo die oben genannten Gefahren die Saat verbieten.
2. Wenn Samenmangel herrscht.
3. Bei Nachbesserungen.
4. Wo man den Bestand schneller in Schluß bringen und sehr
kräftige Pflanzen erziehen muß.
Westermeier, Leitfaden. 7. Aufl. 12