Full text: Leitfaden für das Preußische Jäger- udn Förster-Examen.

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flachgründigem und trockenem Boden; möglichst geschont sollen werden 
die Südseiten, dann die Westseiten und die nicht ganz geschützten Be- 
standsränder; am liebsten legt man diese ganz in Schonung. 
Aeltere Bestände soll man mindestens 10 Jahre vor dem Ab- 
triebe ganz mit der Streunutzung verschonen, nicht minder die jungen 
Bestände vor dem mittleren Stangenalter und alle Bestände, die erst 
vor Kurzem durchforstet sind; ebenso sind von der Streunutzung aus- 
geschlossen: Eichenschälwald und Buchenniederwald, möglichst auch jeder 
Mittelwald und Niederwald, weil diese Betriebsarten an und für sich 
schon den Boden angreifen; ferner alle lückigen und schlecht geschlossenen 
Bestände, alle Bestände, die von Calamitäten heimgesucht waren, kurz 
alle solche Bestände, die aus irgend einer Ursache sich in abnormem 
und schlechtwüchsigem Zustande befinden; eine Streunutzung würde sie 
nur noch mehr entkräften und vielleicht verhängnißvoll werden. 
3. Die Art und Zeit der Streunutzung ist streng vor- 
zuschreiben und zu beaufsichtigen. Was die Ausdehnung und 
Art der Streunutzung betrifft, so soll nur der obere, noch nicht in 
Verwesung begriffene, am wenigsten der schon in Humus übergegangene 
Theil der Bodendecke genutzt werden. Eiserne Harken sind der ev. 
Wurzelverletzungen wegen zu verbieten, auch greifen sie zu tief in die 
Bodenschicht. 
Obwohl für das streubedürftige Publikum die Nutzung im Frühjahr 
am erwünschtesten ist, so ist diesem Verlangen aus Rücksicht für den 
Wald nicht immer zu entsprechen. Die Forstunkräuter sind unter allen 
Umständen vor Reife und Ausfall des Samens, um ihre Ver- 
mehrung zu verhüten, abzugeben; Aststreunutzung wird auf den Herbst 
und Winter beschränkt; Farrenkräuter werden im Spätsommer, Rech- 
oder Harkstreu bei möglichst trockner Witterung im Herbst nach voll- 
endetem Laubabfall gewonnen. Dieselben Orte dürfen so selten wie 
möglich wieder genutzt werden, am meisten schone man unter sonst 
gleichen Verhältnissen bald haubare Bestände und greife dann lieber 
in jüngere Stangenhölzer über. 
Meist wird Streunutzung auf Grund von Berechtigungen aus- 
geübt; ist sie freiwillig gestattet, so gewinnen die Betreffenden dieselben 
auf Grund von Legitimationszetteln entweder selbst oder sie wird von 
der Forstverwaltung geworben (dies sollte Regel sein) und nach Raum- 
metern oder fuhren-, karren-, kiepenweis abgegeben oder freihändig ver-
	        
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