Full text: Das Völkerrecht.

$ 41. Fortsetzung. Der Seekrieg. 355 
die Prisengerichtsbarkeit, vom 3. Mai 1884 (R.G.Bl. S. 49), das 
nur aus zwei Paragraphen besteht. & 1: „Die Entscheidung über 
die Rechtmässigkeit der in einem Kriege gemachten Prisen erfolgt 
durch besondere Behörden (Prisengerichte),* 8 2: „Der Sitz der 
Prisengerichte, ihre Zusammensetzung, das Verfahren vor denselben, 
sowie die Verpflichtung anderer Behörden des Reichs oder der 
Bundesstaaten, in Prisensachen mitzuwirken, wird durch Kaiser- 
liche Verordnung bestimmt.“ Dazu die aus Anlaß der ostafrika- 
nischen Blockade zur Bekämpfung des Sklavenhandels erlassene 
kaiserliche Verordnung vom 15. Februar 1889 (R. G. Bl. S. 5). — 
Vergl. ferner das vom Institut für Völkerrecht ausgearbeitete und 
allen Regierungen mitgeteilte Prisenreglement von 1887, welches 
in der Berufungsinstanz internationale Gerichtshöfe vorgeschlagen 
hat. In seiner Jahresversammlung von 1897 hat das Institut dieses 
Reglement mit den 1896 gefaßten Beschlüssen über Konterbande 
(unten $ 42 IV) in Einklang gebracht. 
6. Wird vor reehtskräftiger Entscheidung des Prisengerichts das 
aufgebrachte Schiff dem aufbringenden Kreuzer wieder entrissen oder 
gelingt es ihm zu entkommen (reprise, recousse), so verbleibt Schiff 
wie Ladung dem früheren Eigentümer. 
7%. Das Prisenreeht endigt mit dem endgültigen Aufhören der 
Feindseligkeiten, also insbesondere mit dem Friedensschluß,. 
Die später erfolgte Wegnahme ist rechtsunwirksam; die früher 
erfolgte kann vor dem Prisengericht weiter verfolgt werden. Meist 
werden bereits im Waffenstillstandsvertrag besondere Vereinbarungen 
auch über die vor den Prisengerichten schwebenden Rechtsstreitig- 
keiten getroffen. 
Vergl. den Frankfurter Friedensvertrag vom 10. Mai 1871 
Art. 13: „Die Deutschen Schiffe, welche durch Prisengerichte vor 
dem 2. März 1871 (an diesem Tag wurden die Ratifikationen der 
Friedenspräliminarien vom 26. Februar ausgetauscht) kondemnirt 
waren, sollen als endgültig kondemnirt angesehen werden.“ 
„Diejenigen, welche an besagtem Tage nicht kondemnirt 
waren, sollen mit der Ladung, soweit solche noch vorhanden, 
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