$ 3. Geschichte des Völkerrechts. 35
ständigten sich durch das Protokoll vom 26. Februar 1909 (Strupp II 27),
und die Unabhängigkeit Bulgariens wurde am 19. April 1909 von der
Türkei anerkannt (Strupp II 13)3°%). Serbien aber versprach am 31. März
1909, seinem Donaunachbarn gegenüber künftighin eine korrekte Hal-
tung bewahrer zu wollen.
Die Gleichgewichtsverschiebungen, die durch die französische
Schutzherrschaft über Marokko und durch die Eingliederung Bosniens
und der Herzegowina an Österreich-Ungarn herbeigeführt worden
waren, veranlaßten Italien, das sich der Zustimmung Frankreichs und
Spaniens versichert und Rußland sich genähert hatte (Zusammenkunft
zu Racconigi, 23. Oktober 1909), zur Besetzung von Tripolis und
der Cyrenaika (Annexionsdekret vom 5.November 1911), die in
dem Lausanner Frieden vom 18. Oktober 1912 (Strupp Orient 256, 261)
durch die Türkei anerkannt wurde °).
Damit hatte Italien "die Balkanfragen wieder in Fluß ge-
bracht. Rasch folgten sich die zukunftsschweren Ereignisse. Der Vier-
bund von Serbien, Bulgarien, Griechenland und Montenegro hatte an-
fangs Oktober (zuerst Montenegro am 1.Oktober) 1912 der Türkei
den Krieg erklärt und in kurzem Feldzug den Gegner niedergeworfen.
Die Türkei mußte im Londoner Frieden mit den verbündeten Staaten
39) Über die bisherige Rechtsstellung Österreich-Ungarns vgl. Spalai-
kovitch, La Bosnie et l’Herzegovine. 1897. Peritch, R.J. XXXIII50, 241,
398. Neumann, R. J. XI 38. Rivier, R.J. XI 144. Martens-Bergbohm
1362. Lingg, L. A. V480. Jellinek, Stastenverbindungen (unten $ 6 Note 3)
113. Rivier 186. Schneller, Die stasterechtliche Stellung von Bosnien und
der Herzegowina. 1892. Wurmbrand, Die rechtliche Stellung Bosniens usw.
18915. Strupp I212 Note2. — Der österreichisch-türkische Vertrag von 1879
ist abgedruckt N. R. G. 2. s. IV 422. — Zur Annexionsfrage: Crijie, L’annexion
de la Boenie et la question serbe. 1909. Markowitsch, Die serbische Auf-
fassung der bosnischen Frage. 1908. Vesnitch, R.J. XLI123. Blociszewski,
R.G. XVI1417. Koytsch, L’annexion de la Bosnie etc. Pariser These 1910.
Vgl. auch Ropp, Die Entwicklung unserer Orientpolitik. 1916. — Über Bul-
garien vgl. oben Note 7, und dazu N.R.G.3. s. IV 57. Über Montenegro:
R.G. XVII 173, N. R. G. 3. s. IV31. N.R.G. 3. s. V 323 (Königstitel). — Die
österreichische Zirkularnote vom 19. April 1909 betr&ffend Montenegro (Anti-
vari darf nicht zum Kriegshafen gemacht werden) ist abgedruckt bei Strupp
U 32. — Die Aktenstücke (Ausgabe des österr.-ungar. Ministeriums des Äußern)
sind abgedruckt N.R.G. 3. s. II 667.
40) Fleischmann, D.J.Z. XVII 1244. Vgl. K. Z. V 572, VI 394. Material
bei Strupp, Erstes Ergänzungsheft $. 29, Orient 256, sowie Jahrbuch I 84. Amt-
liche österr.-ungar. Ausgabe (Aktenstücke vom 13. August 1912 bis 6. November
1913) 1915. — Barclay, The Turco-Italian War and its problems. 1912. Der-
selbe, Jahrbuch 1496. Rapisardi-Mirabelli, R.J. XLIV 159, 41l. Der-
selbe, Jahrbuch I 521 (hier auch weitere Abhandlungen über einzelne Fragen).
Coquet, R. G. XIX 370; XX 243, 510, 605; XXI 105, 245. Diens, N. Z. XXIII
zweite Abt. 8.1. Strupp, K. Z. VI 578 (Lausanner Frieden). den Beer Portu-
gael, Le droit des gens en marche vers la paix et la guerre de Tripoli. 1912.
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