Full text: Die Erbverbrüderungen zwischen den Häusern Sachsen und Hessen und Sachsen, Brandenburg und Hessen.

18 Kaiserliche Belehnung und 
wenige Tage später (13. Dezember) erfolgte die Bestätigung der Erb— 
verbrüderung. 28) Aber sehr abweichend von der Form des Vertrags, 
wie er unter den Partheien geschlossen worden, hält sich der Kaiser 
noch strenge an das alte Recht. Er kennt eine Erbverbrüderung nur 
in den Formen der Belehnung zur gesammten Hand und verlangt, 
wenigstens dem Wortlaut nach, daß beide Partheien in ungetheilten 
Besitz der beiderseitigen Güter sich setzen und bleiben sollen. Er leiht 
deßhalb mit der Fahne: „den Lantgrafen von Hessen die Markgraf- 
schaft zu Meißen, die Lantgrafschaft zu Doringen mit iren fürstlichen 
Eren, Rechten ond Wirden, Graveschafften, Herschafften, Landen, Mann- 
schafften, Lehen, geistlichen und werltlichen, Steten, Vesten, Burgen, 
Luten, Gütern ond Zugehörungen, nichts oßgenommen, als rechten, na- 
türlichen ond gleichen Mitgeerben, Gemeynern ond Fürsten, Marg- 
graven zu Meißen ond Lantgraven zu Doringen.“?9) Der Kaiser 
bestimmt ferner, daß die Fürsten „auch an ytweder Seiten die Wapen, 
Ingesiegel und Banyr zu einem ewigen Orkunde solcher rechten Mit- 
Erbschaft und Gemeynschaft, in Schympf, Ernst und an allen Sachen, 
Enden ond Steten füren, tragen, sich davon schreiben, nennen ond der 
auch offentlichen gebrauchen sollen ond mogen in aller der maßen als ob 
iglicher Teyl vnter yn zu des andern Fürstenthumen u. s. w. — 
von rechter natürlicher ond erblicher Geburth ond von veterlichem Ge- 
sippe darzu weren geboren.“ 30) 
Freilich sollten diese Symbole eines gemeinschaftlichen Besitzes eben 
nur Formen ohne weitern Inhalt bleiben und selbst als Formen 
wurden sie in Wirklichkeit von den erbverbrüderten Fürsten nicht an- 
gewandt. Die eigentliche Wirksamkeit der Erbverbrüderung sollte auch 
  
28) Müller Reichstagstheatrum I. p. 588. 
29) Mit denselben Worten werden die meißnischen Markgrafen mit der Land- 
grafschaft Hessen belehnt. 
30) Diese Stelle beweist übrigens auch, daß die Fiktion eines gemeinschaftlichen 
Stammuwaters der Erbverbrüderung nicht gar so fern lag, wie Beseler (Erbverträge 
Bd. I. p. 238) meint.
	        
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