Full text: Die Erbverbrüderungen zwischen den Häusern Sachsen und Hessen und Sachsen, Brandenburg und Hessen.

68 Fortbestand der sächsisch- 
solche. 155) Bei dieser Sachlage können natürlich auf die uns beschäf- 
tigenden Fragen keinen Einfluß haben die Bestimmungen des Tilsiter 
Friedens, wodurch der König von Preußen auf alle ihm zustehenden 
Rechte an die auf dem linken Elbufer gelegnen Staaten verzichtete 
und alle mit diesen Staaten geschlossnen Verträge für aufgehoben er- 
klärte; 138) noch auch der Pariser Friede von 1814, 157) wodurch 
wiederum der Tilsiter Friede aufgehoben wurde, noch die Preußische 
Verfassung, welche die Preußische Monarchie als eine untheilbare an- 
sieht und so dem Entwurfe der Erbverbrüderung widerspricht. 188) 
In voller rechtlichen Geltung dagegen steht heute noch wie vor 
bald 400 Jahren die Erbverbrüderung zwischen den Häusern Sachsen 
und Hessen. Zwar fand seit 1614 keine Erneuerung mehr statt. Zu 
mehrern Malen wurde eine solche von hessischer oder herzoglich säch- 
sicher Seite angeregt, aber immer traten Hindernisse verschiedner Art 
entgegen, so daß das Vorhaben nicht zur Ausführung gelangte. Auch 
wurde seit 1614 die Erbverbrüderung von den jungen Prinzen nach 
zurückgelegtem 14. Jahre nicht mehr beschworen, wie es die Erbver- 
  
185) Von preußischen Schriftstellern wird vielfach fälschlicher Weise angenommen, 
die Erbverbrüderung bestehe zu Recht; so von Lancizolle Geschichte der Bildung des 
Preuß. Staats Bd. II. S. 634. Ohnesorge Geschichte des Entwicklungsgangs der 
Brandenb. Preuß. Monarchie S. 489. Rönne Preußisches Staatsrecht (2. Aufl. 1864) 
Bd. I. Abth. I. S. 136 u. a. m. 
186) Friede von Tilsit vom 9. Juli 1807: Art. 10: Sa Maj., le Roi de Prusse 
Pour lui, ses heéritiers et successeurs renonce à tout droit actuel ou eventuel 
du’il pourroit avoir ou prétendre — sur celles des possessions de Sa Maj, le 
Roi de Saxe — qui se trouvent à droit de I’Elbe. Art. 11: Tous pactes, con- 
Ventions ou traités d’'alliance patens ou secrets qui auraient pu é6tre conclus 
entre la Prusse et aucun des états situés à la gauche de I’Elbe, demeureront 
Sans effet et seront reputés nuls et non convenus. 
187) Article additionel au traité avec la Prusse: Les hautes parties con- 
tractantes ont jugés à propos de declarer expréssement due le traité de 
Tilsit cesse d'’étre obligatoire pour tous ses articles tant patens qdue seercts. 
188) Zwar erklärt die Preußische Verfassung nicht ausdrücklich das Staatsgebiet 
für untheilbar; aber dieser Grundsatz ergibt sich indirekt aus den Artikeln 2 und 53. 
Vgl. Rönne Preuß. Staatsr. Bd. I. Abth. I. S. 127.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.