Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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genannt — und raubten dem Landmann sein mühsam erworbenes 
Gut und den Städtern die Sparpfennige, um welche sie sich lösen 
mußten, wenn sie in Gefangenschaft geriethen, oder wenn ihre Ge- 
meinden -vor größerem Schaden behütet werden sollten. Denn der 
Franzmann trieb sein Handwerk in greßem Styl, und begnügte sich 
nicht mit kleiner Beute. Mehr als 600 Frauen ritten den Aben- 
teurern zur Seite, wenn sie in die offenen Orte einzogen; und in 
ihren Lagern hätte man Toilette und Haushalt von Damen, genau 
so wie heute, gefunden, wenn ein glücklicher Führer die bösen Gäste 
zu überraschen vermocht hätte. Aber Pfalzgraf Ludwig vom Rhein 
ließ sie entwischen, und die Städte beschränkten sich auf Vertheidi- 
gung von Mauern und Thoren. Als die Armagnaken nach Hause 
zurückkehrten, konnten sie am Hofe Karls VII. von den Städten 
am Rhein, von Straßburg und Basel erzählen, und in dem jungen 
Dauphin lüsterne Blicke nach diesen unbeschützten Grenzen des Reiches 
erwecken. 
Es war die Zeit, wo Friedrich, Herzog von Steiermark, zum 
Kaiser der Deutschen erwählt werden war. Der Streit zwischen den 
Schweizer Eidgenossen und den habsburgischen Fürsten hatte nie ge- 
schwiegen. Seit der streitlustige Herzog. von Tirol, Friedrich mit 
der leeren Tasche, bei den Händeln des Constanzer Concils in die 
Reichsacht des Kaisers Sigismund gefallen war, hatten die Eidge- 
nossen viel habsburgisches Gut an sich gerissen und nicht wieder her- 
ausgegeben. Der junge Sohn dieses Friedrich mit der leeren Tasche 
stand noch unter der Vormundschaft des Kaisers, und dieser dachte 
daran, die Hausmacht in Schwaben nach Kräften zu stärken. Schwerer 
Krieg herrschte auch da zwischen den Eidgenossen und dem Adel, 
der österreichisch dachte und wirkte, und die Habsburgermacht am 
liebsten in ihrer alten Geltung wieder aufgerichtet gesehen hätte. 
Auch Zürich war von dem Bunde der Eidgenossen abgefallen und 
hielt sich zu Kaiser Friedrich; Basel aber und die übrigen Städte, 
welche in Bündnissen standen, waren uneins, ob man den Eidge- 
nossen in den oberen Landen zu Hilfe verpflichtet sei. So standen
	        
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