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war da zu lesen: „Schießen und Werfen laßt euch nicht dauern,
wir wollen brechen Thurm und Mauern.“ Die Herren von der
Thann, die Besitzer von Wasselnheim, hatten der Stadt kein Leid
zugefügt, sie wurden 1448 lediglich angegriffen, weil sie Wasseln-
heim von jenem Finstringen zu Lehen hatten, der im Armagnaken-
Krieg die schmähliche Relle des Verräthers spielte. Noch aggres-
siver war das Vorgehen der Städte, als im Jahre 1468 der Pfalz-
graf vom Rhein mit dem Weißenburger Abt in Streit gerieth und
hierauf nicht blos die Weißenburger, sondern auch die übrigen Reichs-
städte zu Straßburg sich verschworen, gegen die Pfalzgrafschaft Partei
zu nehmen. Wie einst im alten Rem die vorwärtsdrängende Plebs
mit stets neuer Unternehmungslust Krieg auf Krieg beschloß, so hat
das Regiment der Zünfte des 15. Jahrhunderts die Fehdelust vermehrt.
Das ganze Reich bedurfte Frieden, Deutschland einer Gewalt,
die Recht und Ruhe zu schaffen vermochte. Ein starkes Gericht und
einen starken Arm haben die Stände gesucht, als sie den Maximi-
lian zum Kaiser wählten. Und in der That, es schien, als ob das
alte Reich noch einmal sich neu gestalten sollte. Wer hätte nicht
von jenem Reichstag von Worms gehört, wo man den allge-
meinen ewigen Landfrieden verkündigte, wo ein höchstes Gericht ge-
schaffen wurde, das allen Krieg und alle Fehde für immer beseitigen
und jeden Streit ver seinen Schranken schlichten sellte (1495).
Die Städte selbst nahmen auf diesem Reichstag eine noch nie
erreichte Stellung ein. Maximilian I. war ein Freund der Städte.
Für die im Elsaß hatte er als ihr doppelter Nachbar doppelte Nei-
gungen. Als Herr und Vormund seines Sohnes in den Nieder-
landen, und zugleich als Landgraf vom Elsaß, berührten sich seine
Hausangelegenheiten in der mannigfachsten Weise mit den Reichs-
städten und Ständen des Elsaß. Anfänglich hatte man in Straß-
burg ein gewisses Mistrauen gegen den habsburgischen Glückspilz,
der mit der schönen Maria das herliche Land von Burgund und
zugleich die reichen Provinzen der Niederlande erworben, und im
Jahre 1492 wäre es nahezu mitten in der Predigt, welche Geiler