123
lich wollte man nicht daran glauben, daß Ulmann in die Sache
verwickelt sei, durch seine Flucht erst machte er seine Schuld offen-
bar und wurde zu Basel gefangen und lebendig geviertheilt. Viele
andere Opfer fielen dem Henker anheim. Von mehreren erzählt die
Geschichte gleichlautend, wie sie sämmtlich gesterben seien mit fester
Zuversicht auf den Fortgang des Bundschuhs. Maximilian selbst
nahm die Sache sehr ernst und schloß einen Bund mit Fürsten und
Städten, damit man sich hilfreiche Hand leiste, wenn der böse Geist
noch einmal erwachte. ·
Aber die Gährung wuchs. Unter den niedern Bürgern der
Städte und den mishandelten Bauern des Landes bestand in Bezug
auf Klöster und Geistliche eine unverkennlare Gesinnungsverwandt-
schaft. Besonders gegen die reichen Prälaten richtete sich der Haß
der armen Volksklassen. Nicht blos im Elsaß, auch über dem
Rhein hatte die Bewegung Stütze und Nahrung gefunden. Bei
Bruchsal, im Bisthum Speier, wurde der Plan einer allgemeinen
Erhe-ung der Bauern 1505 entworfen und man rechnete 7000
Männer im Bunde. In Schlettstadt tagte die Commission, welche
die Mittel berieth, wie man die Empörer bestrafen und unschädlich
machen könne; aber acht Jahre später trat einer der alten Führer,
Joß Fritz, der der Strafe entgangen war, viel gewaltiger noch im
Breisgau auf und verbreitete diesseits und jenseits des Rheins seine
gefährliche Lehre. Wir sind über die Entwickelung und Thätigkeit
dieses Mannes etwas genauer unterrichtet; nicht ohne großes Agita-
tionsgeschick wußte er die Leute in seine Bahnen zu zwingen. Reben
ihm waren in andern Gegenden andere zum Theil wilde Gesellen,
wie der Gugelbastian, aufgestanden, und der arme Konrad in Wür-
temberg genoß einen so verbreiteten Ruf, daß sich eine große Anzahl
von geheimen Bünden nach ihm benannte.
Es waren Vorboten der allgemeinen Erhebung. Die elsässischen
Stadtregierungen, und ver allem Straßburg, verfolgten mit Spannung
die immer weiter greifende Gährung. Häufige Warnungen waren
von Freiburg und von der österreichischen Regierung aus Ensisheim