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für alle Zeit berühmt machen sollte. In dem Hause an der Ill
wurde die erste Druckerpresse aufgestellt, wurden vielleicht die ersten
Versuche mit beweglichen Lettern gemacht.
Mit den Versuchen war es freilich nicht gethan, die siegreiche
Anwendung, der gloriose praktische Erfolg mußte hinzukommen,
und damit gelang es dem Junker erst, nachdem er 1444 in seine
Vaterstadt zurückgekehrt war. Er hat also sein Werk erst außerhalb.
Straßburgs gekrönt. Aber immerhin darf sich die oberrheinische
Hauptstadt rühmen, daß sie 24 Jahre lang der Schauplatz seiner
rastlosen geheimnisvollen Experimente war. Und mit Recht hat man
nicht weit vom Münster das Denkmal des Mannes aufgestellt,
welcher dort eine der Waffen zu schmieden begann, mit denen das
Volk sich die mittelalterlichen Zwingherren der römischen Hierarchie
vom Halese schaffen sollte.
Uebrigens hat sich Straßburg die weltbewegende technische Er-
rungenschaft sehr früh angeeignet. Bald nachdem aus Gutenbergs
Mainzer Officin die ersten Bibeln hervorgegangen waren, wandte
der Goldschreiber Johann Mentelin und etwa Fleichzeitig Magister
Heinrich Eckstein die neue Kunst zu Straßburg an, wo sich ihnen
dann rasch noch mehr Gewerbsgenossen beigesellten.
Deutschland war das Land in Eurepa, welches um die Mitte
des fünfzehnten Jahrhunderts das Bedürfnis nach möglichst allge-
meiner Ausbreitung der Bildung am stärksten empfand. Diesem
Verlangen kamen Holzschnitt und Bücherdruck entgegen: wo das
gedruckte Wort nicht half, für den, der nicht lesen konnte, trat die
bildliche Darstellung ergänzend ein. So wie sich die Litteratur der
neuen Verbreitungsmittel bemächtigte, war ihr demokratischer-
Charakter entschieden. Sie mußte auf die weitesten Kreise zu
wirken suchen, sie mußte auf die Straße hinuntersteigen, sie mußte
sich dem Geschmacke der Massen bequemen. #
Die Massen aber verlangten derben Scherz. Ein geriebner
Litterat, wie der Satiriker Thomas Murner, wußte ganz genau: