Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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welche Wuth, welchen Haß haben die unschuldigen friedlichen Worte 
„Dies ist mein Leib“ hervorgerufen. Im Mittelalter mußte Berengar 
von Tours gegen seine bessere Ueberzeugung bekennen, daß der Leib 
Christi von den Gläubigen zerbissen werde. Und man konnte die 
Frage aufwerfen, ob nicht auch Mäuse den Leib Christi genössen: 
was denn doch selbst der Kirche zu stark war. Luther dagegen 
sagte: „Brot bleibt Brot, Wein bleibt Wein; aber Leib und Blut 
Christi sind wahrhaft darin enthalten.“ „Nein — sagte Zwingli — 
sie sind nicht darin enthalten, Brot und Wein erinnern nur an Leib 
und Blut, das Wort ist heißt so viel als bedeutet.“ 
Die Straßburger Prediger, Capito und Butzer, standen theoretisch 
auf Seite Zwinglis und der Schweizer, praktisch misbilligten sie den 
Ungestüm, mit welchem der Streit geführt wurde. „Lieben Freund 
— schrieb Capito — nehmt doch des Hauptstückes wahr, des Glau- 
bens und der Liebe, und bedenket, daß Christus inwendig und un- 
sichtbar ist und daß er gar an kein äußerlich Ding gebunden ist. 
Das Abendmal ist zur Gedächtnis Christi eingesetzt. Weiter zu 
forschen ist überflüssig, der thörichten Fragen sellen wir uns ent- 
schlagen.“ 
Die Straßburger ermessen vom ersten Augenblick an, wie ge- 
fährlich der Streit für das Gedeihen der jungen evangelischen Kirche 
werden könne. Sie schicken einen eigenen Gesandten an Luther, um 
ihn zu begütigen. Vergebens, Luther wird nur immer heftiger. 
Nicolaus Gerbel, sein allzugetreuer Anhänger in Straßburg, schürt 
noch mit allerlei Zuträgerei. Aber fort und fort halten sich die 
Prediger in echt christlicher Versöhnlichkeit, stellen die Sache als eine 
Bagatelle hin und heben hervor, daß allein sittliche Besserung, Glaule 
und Liebe den Menschen selig machen könne. 
So sehr die Straßburger immer entschiedener auf die Seite 
der Schweizer gedrängt wurden, so blieben sie doch gegen Luther 
ehrerbietig, priesen nach wie vor seinen Werth, schrieben nie direct 
gegen ihn, und Butzer suchte in einem höbschen deutschen, sehr po- 
pulär gehaltenen Dialog nachzuweisen, daß man sich nicht so gar
	        
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