Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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wie die bezeichnete, zu verhindern. Indem man eine neue Ab. 
stimmung des Schöffenraths bewirkte, ergaben sch 206 Stimmen 
für Annahme der von dem Magistrat gestellten Anträge. Diese 
gingen freilich dahin, das verhaßte Reichsgrsetz, das böse Interim, 
in Straßburg einzuführen — man fügte sich der unerbittlichen 
Nothwendigkeit der Dinge, bessere Zeiten für die religiösen An- 
gelegenheiten erwartend. 
Indem wir aber den Gang der Verhandlungen genau verfolgen, 
lassen sich die Standpuncte der verschiedenen Parteien in Straßburg 
deutlich erkennen und sie find bezeichnend für die ganze Zukunft der 
Stadt: dem Magistrat stand in erster Linie die Aufrechthaltung der 
freien Verfassung, die man um keinen Preis, auch um den der Religion 
nicht, gefährdet wissen wollte. Die Bürgerschaft in ihrer Majorität 
hätte dagegen ohne Zweifel die religiöse Frage vorangestellt, wenn 
es zur geforderten allgemeinen Volksabstimmung gekommen wäre. 
Man hätte sich dem Kaiser und Reich widersetzt, selbst auf die 
Gefahr hin die Freiheit zu verlieren oder vom Reiche für immer alzu- 
fallen. Aber die stramme Disciplin des Stadtraths behielt das 
Uebergewicht. Selbst die geliebtesten und bedeutendsten Männer 
mußten der augenblicklichen politischen Lage zum Opfer fallen, wenn 
sie sich nicht mit dem neuen Zustand und dem Wiedereinzuge der 
katholischen Geistlichkeit in das Münster und in die meisten andern 
Kirchen, mit Ausnahme von dreien, zu versöhnen im Stande waren. 
Butzer, der fast mit Aufopferung seiner Ueberzeugung sich zu so 
vielen Transactionen herbeigelassen hatte, wo es die Förderung des 
Evangeliums galt, war nie geneigt zu transigiren, wo es sich nur 
um sein persönliches Wohl und Wehe handelte. Er fügte sich dem 
Interim nicht. Er und sein Amtsgenosse Fagius verliehen den Ort 
ihrer welthistorischen Thätigkeit. Sie gingen nach England, wo 
eben damals dem protestantischen Geiste eine Zufluchtsstätte durch 
Eduard VI eröffnet wurde. Nicht ohne Schwierigkeit konnten die 
beiden Prediger auch nur erreichen, daß sie von Gemeinde und 
Schülern Abschied nehmen durften. „Der Teufel, sagte Fagius bei
	        
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