Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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seinem Abgang, setzt denen allweg am meisten zu, die ihm mehr 
Schaden thun können.“ Er entschuldigte jedech die Obrigkeit der 
Stadt, die alles versucht hätte, um die reine Lehre des Evangeliums 
zu erhalten, aber der Gewalt weichen müsse. Butzer hielt seine 
Alschiedsrere an seine theolegischen Zuhsrer am 23. März. Dann 
zegen die Prediger ab und wurden in England in glänzende Stel- 
lungen gesetzt, mit Ehren überhäuft. Ihr Vaterland aber sahen sie 
nicht wieder, und fühlten lei allem Glanze sich fremd und verlassen. 
Eine neue Zeit begann, als die katholische Geistlichkeit am 
2. Februar 1550 ihren Gettesdienst im Münster wieder eröffnete. 
Es gab ärgerliche Scenen, welche der Rath nur schwer verhindern 
konnte; die liebe Stadtjugend war nicht im Zaume zu halten, der 
Bischof aber sehr empfindlich im Puncte der Autorität, die ihm in 
der fast ausschließlich pretestantischen Stadt dech aus der Natur 
der Sache kaum erwachsen kennte. Bischef Erasmus trat daher 
wiederhelt als Kläger beim kaiserlichen Hofe auf und mehr als 
einmal mußte der Straßburger Rath Gesandte an Granvella schicken, 
um Acht und Erecution zu vermeiden. Strenge Verordnung gab der 
Rath nun gegen alles, was irgend dem kathelischen Clerus nach- 
theilig sein konnte; ehedem hatte man bei der Taufe dem Teufel 
und dem Papste abgesagt, das wurde verbeten. Wie oft erscholl 
sonst das Münster von dem Gesange: 
Erbalt uns, Herr, bei deinem Wort 
Und steur' des Papsts und Türken Mord. 
Nun war dagegen die kathelische Clerisei wieder eingezogen 
und jene Strophe zu singen wurde mit schwerer Strafe geahndet. 
Zwar waren die kathelischen Kirchen leer, und der Andrang zu den 
wenigen geduldeten pretestantischen so greß, daß der Rath es doch 
wagen mußte, noch eine Kirche der evangelischen Predigt zu eröffnen, 
aber nicht ohne Widerspruch des Bischefs konnte dies geschehn. Es 
mußte als ein Glück betrachtet werden, daß die politischen Ver- 
hältnisse der kaiserlichen Regierung nech immer gewisse Rücksichten 
gegenüber Straßburg wegen der Nachbarschaft von Frankreich auf- 
erlegten. 5
	        
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