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fein Genie in so hervorragender Weise zur Geltung brachte, daß
man ihn sehr ungern 1541 wieder nach Genf entließ.
So erhöhten freilich auch die übrigen. Flüchtlinge meist nur
vorübergehend den Glanz der oberrheinischen Hauptstadt. Aber auch
den Mann, der ihr im sechszehnten Jahrhundert zu europhischer Be-
rühmtheit verhalf, der ihren Schulanstalten dauernd den Stempel
seines Geistes aufdrückte, der von nah und fern Scharen wißbe.
gieriger Schüler anzog, auch Johannes Sturm verdankte die Stadt
den französischen Religionswirren.
Johannes Sturm war ein spezieller Landsmann Sleidans
(S. 235). Der größte Pädagog und der größte Geschichtschreiber
der Reformationszeit sind aus demselben kleinen Städtchen der Eifel
hervorgegangen. Sie waren im Alter nur um ein Jahr ausein-
ander, Sleidan 1506, Johannes Sturm 1507 geboren. Sie haben
einen Theil ihrer Jugend gemeinsam verlebt. Sie haben beide in
Löwen ihre Studien vollendet. Sie haben in Paris dieselben Gönner
und Freunde gehabt. Sie haben beide schließlich in Straßburg die
bleibende Stätte ihres Wirkens gefunden.
Ein buchhändlerisches Unternehmen führte Sturm zuerst nach
Paris. Bald aber brach seine ungewöhnliche Begabung sich in der
großen, geistig belebten Stadt nach anderer Richtung Bahn. Er
hielt Vorlesungen über Cicero und über Logik, welche mit allge-
meinem Beifall aufgenommen wurden. Er verstärkte durch seinen
gewichtigen Beitritt die Partei des religiösen Fortschritts. Er war
schon damals ein Vermittler zwischen Frankreich und Deutschland,
indem er sich an den religiösen Unionsversuchen Franz des Ersten
betheiligte. Er stand je nach den Schwankungen der confessionellen
Politik dieses unzuverlässigen Mannes ihm bald nahe, bald fern.
Und die entschieden protestantenfeindliche Wendung der Krone, die
beginnenden Verfolgungen der Hugenotten veranlaßten ihn 1536 den
Ruf nach Straßburg anzunehmen.
Hier vereinigte er unter Jacob Sturms Augen die bestehenden