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überhaupt aufhörte und die Stadt den Ruhm einer Zufluchtstãtte
der Verfolgten mehr und mehr einbüßte.
Die Herausgabe der Werke Butzers, welche der getreue Konrad
Hubert beabsichtigte, wußte Marbach zu hintertreiben und Hubert
überhaupt unschädlich zu machen.
Durch alle diese Schläge wollte er mittelbar auch den hoch-
angesehenen Rector treffen, dem er Verschlagenheit und Falschheit
vorwarf, der aber wenigstens seine Geringschätzung der Prediger sehr
unverholen zur Schau trug. Trotzdem wirkte man bei der Ein-
richtung der Akademie noch friedlich zusammen. Doch kam es bald
zu ernsterer Spannung und verschiedenen Conflicten, bis endlich 1571
die Fehde offen ausbrach. Heftige Streitschriften wurden gewechselt,
Marbach ließ es an Verketzerung nicht fehlen, der Rath gebot end-
lich beiden Theilen Stillschweigen.
Der Friede war aber nur äußerlich: als sich im Jahre 1577
das lutherische Kirchenthum mittelst der berüchtigten Bergischen Con-
cordienformel von den Reformirten auf das strengste absonderte und
durch zahlreiche Bannflüche seine Lehren bekräftigte, da war es für
die Straßburger Gesinnungsgenossen natürlich eine graße Angelegen-
heit, den Stadtrath zur Unterschrift dieser Zwietrachtsformel, wie sie
die Gegner treffend nannten, zu bewegen. Die Folge solcher Bestrebun-
gen war erneuerter Kampf. Und wenn Marbach jetzt mehr in den
Hintergrund trat, so hatte er sich bereits vor einigen Jahren in seinem
jungen Landsmann Johann Pappus (geb. 1549) aus Lindau einen
rüstigen Kämpen beigesellt, der ihn an Feuer, Activität und Talent,
an Ehrgeiz und Herrschsucht, an Eitelkeit, Einbildung und Arroganz
sogar übertraf.
Pappus hatte die Stirn, in äffentlicher Disputation beweisen
zu wollen, daß die Verdammung und Verketzerung religiöser Gegner
ein Ausfluß der christlichen Liebe sei. Dagegen zu protestiren, konnte
sich Sturm nicht enthalten, es gab heftige Scenen, und als die Be-
hörde weitere Disputationen verbot, wurde geschrieben — geschrieben
unter Beistand auswärtiger Bundesgenossen mit Erbitterung von