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Nachbarschaft als bischoflich Straßburgischer Schultheiß zu Renchen
im badischen Oberlande lebte.
Johann Michael Moscherosch seinerseits war 1601 zu
Wilstätt bei Straßburg geboren, besuchte in Straßburg Schule und
Universität und erhielt auf einer Reise nach Paris Gelegenheit, sich
jenes Franzesenthum in der Nähe anzusehen, das er später so gründ-
lich haßte.
Seines Zeichens Jurist, zuerst Hofmeister in adeligen Häusern,
dann Amtmann zu Finstingen, später Fiscal in Straßburg, wurde
er endlich Geheimer Rath zu Cassel und starb 1669.
Als Amtmann hatte er die Schrecknisse des dreißigjährigen
Krieges vellauf kennen gelernt. „Ich bin — schrieb er am 23. Oc-
tober 1640 — ich bin wie einer der auf dem sturmbewegten Kriegs-
meere schwebet, zwischen den Klippen und dem Wogengedräng des
untergehenden Vaterlandes, der sein und der Seinen Brod und
Unterhalt nicht durch die Freigebigkeit eines Fürsten oder durch einen
Ehrengehalt oder eine gesicherte Besoldung empfängt: sondern ich
muß mein Bred selber suchen hinter dem Pflug und ängstlich muß
ich mir die dazu gelegene Zeit ausspähen unter den Geschossen der
Feinde, den Gefahren eines täglich bedrohten Lebens und der steten
Sorge, daß man mir meine Ackerpferde und mein Zugvieh raube.
Eine Muskete auf dem Rücken, eine Handlüchse in der Rechten,
eine Pistole im Gürtel und eine kleine Schußwaffe in der Tasche,
so gehe ich hinter den arbeitenden Thieren her, und um schwarze
Gedanken zu verscheuchen sinne ich auf irgend ein Gedicht.“
4.Krankheit und Armuth rieben ihn fast auf. Und doch war es
eine Zeit, in der man leicht reich werden konnte, wenn man nur die
richtigen Mittel nicht scheute. „Ich wollte wol ein großer Her sein,
wenn ich Gott nicht förchtete", sagt Moscherosch seinen Kindern in
der „Christlichen Vermächtnus oder schuldigen Vorsorg eines treuen
Vaters“ (1643), worin wir seine Sinnesart am Besten kennen lernen.
Kein Wunder, wenn ein rechtlicher Mann und Familienvater,
der seiner Existenz ven heute auf morgen nicht sicher war, zu einer