Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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überaus ernsten Gemüthsstimmung gelangte. Er charakterisirt sich 
einmal selbst: „Von Natur zwar ist mir viel lachen ein Ekel, sauer 
sehen hasse ich auch, Narrenpossen und thörichte Gesellschaften sind mir 
ein Greuel und doch hat Scherz seine Zeit.“ Aber seit vielen Jahren 
sei Lust und Fröhlichkeit wegen ausgestandener unglaublicher Trübsal 
und Gefahr bei ihm sehr eng gespannt, „so daß, wenn ich lachen will, 
es schwerlich geschieht, daß ich nicht des Unglücks und der bösen 
Zeit gedenken und die Freude mit einem Seufzer temperiren sollte.“ 
Trost und Anhalt waren für ihn nur Gebet und Bibel, neben 
der Religion läßt er höchstens die Geschichte gelten, alle Wissenschaft, 
die den Menschen nicht besser macht, verwirft er. Er warnt vor der 
Philosophie, vor dem wälschen Atheismus, vor der Wort. und Buch- 
stabenklauberei der Philologie. Er fürchtet selbst zu viel studirt zu 
haben, die juristischen und politischen Künste halten ihn oft von 
heiligen Betrachtungen ab. , 
Die großen reichsfreien Städte — er nennt Straßburg und 
Nürnberg in erster Reihe: „diese herrlichen Städte gehen mir über 
alles wegen ihrer vortrefflichen Polizei in geistlichen und weltlichen 
Sachen“ — diese Städte also sind ihm der letzte Hort der Sitt- 
lichkeit und Unabhängigkeit. Dort werde Gottes Wort noch viel 
mehr geliebt als auf dem Lande; Frömmigkeit, Zucht, Ehre und 
Gerechtigkeit viel mehr geehrt als auf dem Lande. Das Land ge- 
höre den Fürsten, Grafen, Herren und Edlen. Diese alle aber sind 
Hofleute, richten sich nach dem Oberhaupte wie nach der Sonne, und 
das untergräbt den Charakter. Für den Höfling sind Zucht, Ehre, 
Gottesfurcht, Redlichkeit bürgerliche Tugenden: die gehen den Fürsten 
nichts an. „Der thut was er will: und was er will, das ist, ob 
es schon nicht wäre.“ 
Die Verderbnis der Zeit und eine ausgebreitete litterarische 
Bildung machten Moscherosch zum Schriftsteller. Er ist ein stra- 
fender zürnender Satiriker. Gesinnung und Ton erinnern an Brant 
und Wimpheling, auf die er vielfach zurückgreift: Wimphelings 
„Deutschland“ (S. 163) gab er neu heraus.
	        
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