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dem tapfern elsässischen Volke auf den Nacken gekommen, wie diese
Soldaten des schlauen Cardinals von Frankreich. „Die verhoffte
Ruhe und Sicherheit, — so sagt ein alter Geschichtschreiber des
schwedischen Krieges über diese Ereignisse im Elsaß — überwog bei
den Einwohnern alle andern Motive.“
Indem aber Frankreich durch seine schutzheuchlerische Politik
gegenüber den einzelnen Reichsständen die größten Erfolge erzielte,
that doch Richelien auch wieder alles, daß das Bündnis von Heil-
bronn, welches nach Gustav Adolfs Tod von den Schweden mit
den oberdeutschen Reichskreisen geschlossen worden war, nicht aufge-
löst werde. Nur sorgte er auch hier, daß der schwedische Kanzler
keine unbedingten Vollmachten von den Verbündeten erhielt und
der vorzüglichste Einfluß den Franzosen blieb.
Ein deutsches Fürstenthum.
Unter den gewaltigen Kriegshäuptern, welche in diesen leidens-
vollen Jahren das Elsaß beherrschten; und die bald unter französi-
schen, bald unter kaiserlichen und österreichischen, bald unter loth-
ringischen und spanischen Fahnen das Land überwältigten, nahm
keiner eine Stellung von so eigenthümlicher Art ein, wie Bern-
hard von Weimar, dessen Versuch im Elsaß zu einer selbstän-
digen Macht zu gelangen, die größte Beachtung verdient.
Wer hätte nicht von dem tapfern und liebenswürdigen Urenkel
des sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich gehört, der nach dem
Tode des Schwedenkönigs bei Lützen das Commando ergriff und
über dem Grabe Gustav Adolfs den Sieg an seine Fahnen heftete.
In Herzog Bernhard eröffnete sich der sächsisch-ernestinischen Linie
noch einmal eine günstige Aussicht, die verlorne Machtstellung in
Deutschland wiederzugewinnen. Der Besitz der Bisthümer Würz-
burg und Bamberg machte die Gründung eines neuen mitteldeutschen
Fürstenthums möglich; als Herzog von Franken ließ sich der edle
Sprosse des sächsischen Hauses huldigen. Allein die Schlacht von