Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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gelegenheit der Welt, und das Concert der Mächte spielte dieselbe 
bereits in den mannigfaltigsten Variationen; der Fehler war nur 
der, daß Virtuosen und Kapellmeister des deutschen Reichs Stümper 
waren, die sich den Staatsmännern Ludwig XIV. in keiner Weise 
gewachsen zeigten. 
Während man von Seite der kaiserlichen Regierung auf den 
Vorschlag Ludwigs XIV. einging, über die durch die Reunions- 
kammern bewirkten Gewaltsamkeiten einen internationalen Congreß 
in Frankfurt zusammentreten zu lassen, bei welchem Kurfürsten und 
Fürsten, auch Städte vertreten waren, wurde gleichzeitig der fran- 
zösischen Intrigue eine österreichische entgegengestellt, welche doch nur 
dann einen Erfolg hätte haben können, wenn eine reelle Macht 
hinter den guten Absichten zu finden gewesen wäre. Die ssterreichische 
Politik machte einen Anlauf als Schützerin des Reiches sich in 
Straßlurg sehr laut vernehmen zu lassen, aber die für eine solche 
Relle nötigen Truppen standen nur auf dem Papier der Depeschen, 
welche in der Sache geschrieben wurden. Es war vielleicht eine 
der unglücklichsten Stunden für Straßburg und das deutsche Reich 
zugleich, als der österreichische Gesandte Baron von Mercy in Straß- 
burg anlangte und an den Rath mit den weitgehendsten Zumutungen 
herantrat, österreichische Truppen zum Schutze der Stadt aufzunehmen; 
die Unterhandlungen wurden auch nicht glücklich geführt und es war 
dafür gesorgt, daß sie sofort die allergrößte Publicität erhielten. 
Baron Mercy war ein schwerfälliger den Verkehr auch in solchen 
Lagen mit ängstlichen Formen umgebender Diplomat, der Monate 
lang mit der größten Gründlichkeit die Vorfrage noch nicht zu er- 
lerigen im Stande war, ob der Magistrat von Straßburg überhaupt 
die Aufnahme von kaiserlichen Truppen eigentlich zugestehe oder 
nicht. Der französische Gesandte konnte wiederholt berichten, daß 
der Stadtrath sich mit Baron Mercy nicht einigen könne und wolle, 
während dieser steife Vertreter des Reiches sich nicht von der Stelle 
rührte und die Frankfurter Conferenzen gleichzeitig von einem Monat 
zum andern verschoben wurden.
	        
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