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zutreten, führte zu keinerlei Resultaten. Noch war die Conferenz
in Frankfurt, welche die Reunionsfragen zu erörtern hatte, nicht zu
ihrer definitiven Constituirung gelangt, obwol sie seit Monaten be-
rufen war. Die Straßburger Angelegenheit gab ihr ein neues
schätzbares Material der Erörterung; aber die Vorschläge, welche die
Franzosen machten, waren nur Beweise ihres Uebermuts. Sie ver-
sprachen Freiburg zu räumen, wenn die Festungswerke von Philipps=
burg dafür geschleift würden. Als die Conferenz nachher nach Re-
gensburg verlegt wurde, erklärten die französischen Gesandten, daß
über die Auslegung der Friedensschlüsse von Münster und Nym-
wegen überhaupt nicht zu discutiren sei. Das war zu derselben
Zeit, wo der allerchristlichste König mit Ungeduld die Nachricht er-
wartete, daß die Türken Wien eingenommen hätten, und wo sich die
französischen Minister fürchteten, Ludwig XIV. die Nachricht zu
bringen, daß die Türken vor Wien geschlagen und in die Flucht
gejagt seien. Im Juni 1684 er-berte der Marschall Crequi Luxem-
burg und nahm Trier ein, die Hoanänder und Spanier, welche den
Krieg unglücklich eröffnet und unglücklich fortgesetzt hatten, suchten
zu Frieden zu gelangen, und am 15. August schloß der Kaiser einen
Waffenstillstand mit Ludwig XIV. zu Regensburg, durch welchen die
Thaten der französischen Reunionskammer anerkannt und Straßburg
bis auf weiteres mit der Kehler Schanze in Frankreichs Besitz bleiben
sollte. Auch der neue Kricg, der dann durch die große Coalition
Wilhelms III. von England in Gang gebracht worden war, endete
am 30. Oktober 1697 mit dem Ryswicker Frieden in welchem das
deutsche Reich definitiv die Stadt Straßburg an Frankreich abtrat und
der Rhein zur Grenze voller Souveränetät des Königs gemacht wurde.
Wie werden sich wohl die Bürger der alten deutschen Stadt in
ihre neue Lage gefunden haben? Die Befestigungen Straßburgs,
welche Vauban ausführte, verursachten zunächst nicht unbeträchtliche
Ausgaben. Von Sulz bis Strahburg, vier Stunden in der Länge
wurde der Breuschkanal angelegt, dessen Erhaltungskosten die Stadt
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