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Bischof und Stadt. Auf der Seite Walter's von Geroltseck stand
der gesammte kleinere Adel, auch der Landgraf Rudolph von Habs-
burg hielt es Anfangs mit dem Bischof. Die Städte dagegen
schienen sämmtlich in Straßlurgs Sache verwickelt, sie waren alle
ledroht. Ohnehin standen sie seit fünf Jahren in einem Bunde,
welcher den Herren und Rittern ein arger Gräuel dünkte. Denn
um den Landfrieden, der nirgend gehalten wurde, zu sichern, traten
die rheinischen Städte im Jahre 1255 in eine Eidgenossenschaft zu-
sammen und sagten sich gegenseitig Schutz und Hilfe gegen alle
Feinde und Widersacher zu, gegen die ungerechten Zölle, die man
ihnen aufrichtete und die Gefährdung ihres Handels und Wandels.
Was das Reich nicht, was kein Kaiser mehr geben konnte, suchten
die Städte durch eigene Kraft zu sichern. Aber dem Adel erschien
es als unerträgliche Anmaßung. So hatte der Streit zwischen
Walter und seinen Bürgern eine allgemeine Bedeutung, Ereignisse
traten ein von weitgreifender Wirkung auf die gesammte Geschichte
des Elsaß.
Schon wurden die Klagen des Bischofs bestimmter bezeichnet.
Daß der Stadtrath auch ritterbürtige Leute mit Steuern beschwerte,
seltst in geistliches Gericht eingriff und Friedensstörer wider die
Kirche in Schutz nahm, gab die nächste Veranlassung, daß Walter
von Geroltseck die Stadt verließ, allen Geistlichen befahl, ihm zu
folgen, und Bann und Interdikt über die Bürgerschaft verhängte.
Daß aber die Demütigung von Straßburg nicht Ziel des Angriffs
war, erkannten die Schwesterstädte besonders dadurch, daß sich Walter
von den Schattenkönigen, welche auf Friedrich II. folgten, das
Aufsichtsrecht über sämmtliche Städte des Elsasses verleihen ließ.
Da erhob man sich überall. In Colmar tritt in diesem Kampf
gegen den Bischof zuerst das berühmte Geschlecht der Rösselmann
hervor; in Mühlhausen vertrieb man den bischöflichen Vogt, andere
Städte versprachen den Straßburgern Zuzug zu leisten und rüsteten,
bischofs von Trier mit 1700 Mann heranzog, um Straßburg zu belagern.