Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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seits. Auch im Jahre 1710, wo Ludwig XIV. bereit gewesen 
wäre, Straßburg und die im westphälischen Frieden erlangten 
zehn Reichsstädte zurückzu geben, war man zu keinem Frieden 
gelangt, weil es im deutschen Reiche durchaus keine Macht gab, 
welche diesen außerordentlich günstigen Zeitpunkt in Deutschlands 
Interesse verwerthen wollte. Was lag dem österreichischen Hofe an 
Straßburg und den zehn Reichsstädten, wenn er nicht für Karl III. 
die spanische Krone erhalten konnte. Um aber dies zu erwirken hätte 
Ludwig XIV. seine Mithilfe leisten sollen, den österreichischen Prinzen 
in Madrid auf den Thron zu setzen, von welchem der Enkel Ludwigs 
erst herabgestürzt werden mußte. Niemals zeigte sich in der neueren 
Geschichte Deutschlands deutlicher, als in diesem Kriege, wie thöricht 
diejenigen waren, welche im deutschen Reiche noch immer an den 
todten Formen des Regensburger Reichstags hingen und seine Phrase 
des Reichskriegs in die Welt schrieen, während der Kaiser das ganze 
Elsaß sammt Straßburg mit leichtem Herzen zurückwies, um seinem 
Bruder die spanische Krone zu sichern. Wenn das Reichsoberhaupt 
einen dem Reiche so günstigen Frieden nicht schloß, so darf man 
sich nicht wundern, daß die Elsässer Glauben und Vertrauen an 
Reich und Reichskrieg verloren gaben und nicht die leiseste Miene 
machten, von Frankreich abzufallen. 
Als drei Jahre später unter völlig veränderten Vahältnissn der 
Friede von Utrecht abgeschlessen wurde, kam man von keiner Seite 
mehr auf die Abtretungsvorschläge des Elsaß, wie sie in den frühe- 
ren Verhandlungen erostlich gemacht waren, zurück, ja auch Prinz 
Engen, der zu Rastadt mit Marschall Villars verhandelte, war nicht 
mehr in der Lage, von den so günstigen Anträgen der Jahre 1709 
und 1710 Gebrauch zu machen, denn er mußte zugeben, daß Oester- 
reich den Krieg nicht um die elsässischen Reichsländer unternommen 
hatte, sendern um die spanische Krone, und er wußte, daß Karl VI. 
seine heißesten Wünsche nicht in den Fragen der Rheinfestungen, 
sondern in gewissen Begünstigungen von Cataloniern und andern 
Spaniern erblickte, die er so unglücklich war, verlassen zu müssen.
	        
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