Einnndzwanzigstes Kapitel.
Die Revolntion.
Die politischen Beziehungen des Elsasses zu Frankreich gestal-
teten sich im Laufe des 18. Jahrhunderts über alle Erwartungen
günstig. Noch bewahrten die Einwohner ihr vollkommen deutsches
Wesen, noch hingen sie an ihren angestammten Sitten und Einrich-
tungen unverändert und in treuer Beharrlichkeit, aber sie lernten die
Herrschaft der Franzosen nach vielen Seiten hin schätzen, sie erkannten
die Vortheile eines großen Staates, sie waren durch die französische
Administration politisch angezogen und gewonnen. Dennoch zeigte
sich, daß immer noch ein gewaltiger Unterschied zwischen zwei fremden
Nationen bestehen bleibt, die unter demselben schützenden Dache des
Staates wohnen; denn es ist zweierlei, einer fremden Regierung
theilnehmend sich anzuschließen, und mit einem Staate in gemein-
samer geistiger Verbindung innerlich verwachsen zu sein. Daß von
einer solchen Verschmelzung im engeren Sinne wie auf nationalem
so auf politischem Gebiete nicht die Rede war, da die französische
Revolution ihren Anfang nahm, ergiebt sich deutlich aus der Ver-
gleichung der Bewegungen in der politischen Litteratur Frankreichs
und des Elsasses, aus den völlig verschiedenen Interessen, welche
die Bevölkerungen diesseits und jenseits der Vogesen in Absicht und
Ziel der geforderten Staatsveränderungen an den Tag legten, und
aus dem Umstande, daß man selbst in Straßburg in den gebildetsten
Kreisen kaum ein sicheres Verständnis für die gewaltigen Fragen