Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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lution etwas völlig fremdes; wenn sie nachher Eingang fanden, so 
war dies ein Resultat der Verführung, Erkünstelung und des 
Schreckens, keine Erscheinung, die sich aus der elsässischen Geschichte 
hätte entwickeln können. Je mehr die Franzosen zur strengen Ein- 
heit strebten, desto nothwendiger trat im Elsaß die Forderung her- 
vor, als eine wirklich fremde Provinz behandelt zu werden. 
Wenn die Franzosen hierin ein Zurückbleiben in der politischen 
Cultur erblickten, so haben sie den kühnen Fechterstreich gemacht, 
daß sie die natürliche Scheidewand, den nationalen Gegensatz“ der 
in den Bestrebungen des Elsasses lag, ignorirten und dadurch viel- 
leicht am meisten die verblüfften Deutschen in die Bahn der revo- 
lutionären Bewegung drängten, auf welcher ihre Entnationalisirung 
eine beschlossene Sache und das nothwendige Ende sein sollte. 
Indessen mußten doch die gewaltigsten Hebel in Bewegung 
gesetzt werden, um die Elsässer von ihrem mit nationalem und po- 
litischem Vollbewußtsein eingeschlagenen Wege der Neugestaltung 
des Staates abzuwenden. Mit Erstaunen vernahm man in Straß- 
burg die Beschlüsse der Reichsstände, hörte man von dem Kampfe 
zwischen Königthum und Volksvertretung, von den Forderungen des 
dritten Standes. Der Stadtrath war immer noch nicht mit der 
Aufstellung der Wünsche, die er seinerseits und im Namen der Stadt 
stellen sollte, zu Ende gekommen. In den Berathungen über die 
Stellung Straßburgs überwog die Ansicht jener gemäßigten und 
deutschdenkenden Männer, welche in der Aufrechthaltung des Jahr- 
hunderte alten und durch die Gapitulation von Frankreich garan- 
tirten Stadtrechts die einzige wahre Grundlage der Freiheit und 
mithin auch der gesetzlichen Reform sehen zu müssen glaubten. Zwar 
hatten die Rathsherren nicht leugnen können, daß seit Jahren die 
in der Bürgerschaft gährende Opposition, insbesondere gegen die 
Fünfzehner, eine Neugestaltung nötig machte, und ein Ausschuß war 
niedergesetzt worden, um Verbesserungen der Verfassung einzuführen. 
Allein in diesen Bestrebungen wollte man nichts von der altange- 
stammten Autonomie vermissen, und während man von Paris aus
	        
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