Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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wirken, von der er nach glänzender Vertheidigung freigesprochen wurde. 
Es ist eines der lehrreichsten Actenstücke der französischen Revolution, 
in welchem der unbescholtene Mann die verschiedenen Denunciationen 
zusammenstellte, welche, sich untereinander gröblich widersprechend, zu 
seiner Anklage benutzt wurden. Aber auch die Freisprechung schützte 
ihn nicht vor weiterer Verfolgung. Nach den Augustereignissen 1792 
und der Proklamirung der Republik wurde Dietrich algesetzt und vor 
die Schranken der gesetzgebenden Versammlung geferdert. Dietrich 
war nicht zweifelhaft über die Bedeutung dieser Maßregel. Er ent- 
fernte sich von Straßburg, um zunächst auf freiem Fuße die Be- 
weise seiner Unschuld leichter sammeln zu können; als aber ein Ver- 
haftsbefehl gegen ihn erfolgte, floh er in die Schweiz. Das wurde 
als Eingeständnis seiner Schuld betrachtet und man setzte ihn auf 
die Liste der Emigranten. Eine solche Schmach weckte den ganzen 
Stolz und Ehrgeiz der männlichen Seele Dietrichs se, daß er sich 
freiwillig den französischen Gerichten stellte und in seinen Tod ging. 
Sein Prozeß wurde abermals in Besancon geführt, und schien sich 
nicht hoffnungslos zu gestalten, solange die Girondisten in Paris am 
Ruder waren, aber durch die Herrschaft der Jakobiner wurde Dietrichs 
Schicksal entschieden. Er wurde von Besangon nach Paris gebracht 
und saß Monatelang in der Abtei gefangen. Erst das erneuerte 
Drängen der Straßburger Jakobiner, von denen Monet und Laveau 
degen ihn zeugten, führte seine Verurtheilung herbei; er starb am 
29. Derember 1793 auf der Guillotine. Noch sind uns die Briefe 
erhalten, welche Dietrich während langer Erwartung des Todes schrieb. 
Voll Adel der Seele, voll Ueberzeugungstreue, vermögen sie dennoch 
den deutschen Leser nicht zu erwärmen. Denn Dietrichs Geschick 
lieferte dech nur den Beweis, daß die natürlichen Gegensätze von 
deutsch und wälsch nicht auszutilgen waren und daß auch er nicht 
vermochte, das Mistrauen zu bannen, welches die Franzosen gegen alle 
Elsässer ohne Ausnahme hegten, und welches die fertschreitende Revo- 
lution bald zu einem unerhörten Racenkampfe entwickeln sollte.
	        
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