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was alles Volk begehrte und erwartete, und daß in Folge davon
ras Bewußtsein erwachte, dem deutschen Volke sei durch die Mis-
gunst der fremden Mächte ein Schuldbrief unbezahlt geblieben, den
es nur, weil es nicht auf eigenen Füßen stand, nicht einzulösen ver-
mochte. Daß aber Hardenberg die nationale Forderung zur Zeit
des zweiten Pariser Friedens sowenig durchsetzte, wie zur Zeit des
ersten, ist natürlich und man darf hinzufügen, es ist ein großes
Glück gewesen, daß der nationale Wunsch damals nicht in Erfüllung
ging. Preußen that, was möglich war; König Friedrich Wilhelm III.
nahm die Frage in eigene Hand, und rettete durch ein ewig denk.
würdiges Gespräch mit Kaiser Alexander die Ehre des deutschen
Großstaates, mehr zu thun aber wäre weder klug noch nützlich ge-
wesen. Preußen hätte noch größere Opfer bringen müssen, als es
ahnehin am Wiener Congreß schon gebracht hatte, um einen lebens-
unfähigen, halbfranzösischen und jedenfalls grundschlecht deutschen
Kleinstaat mehr zu schaffen. In der That, das war kein Ziel, um
welches dem Kanzler Hardenberg Verwürfe bis auf den heutigen Tag
gemacht werden sollten, daß er es nicht erreicht habe.
Denn wenn es auch die Besten unseres Volkes waren, welche
im Jahre 1815 die energische Demütigung Frankreichs, die entschie-
dene Abrechnung mit dem Raube, der seit mehr als 200 Jahren
an Deutschlands Grenzen Platz gegriffen, forderten, so waren doch
die Pläne in dieser Beziehung aus dem Stadium einer reinen Ge-
müts-Politik, einer doctrinären Betrachtungsweise nicht hinausge-
kommen. Niemand hätte auch nur entfernt an eine Annexion der
Länder durch Preußen zu denken gewagt. Die Projekte, welche ge-
macht worden sind zur Gründung eines selbständigen kleinen Staates,
fanden natürlich am meisten Widerspruch im Elsaß selbst. Mit
Schrecken dachte man hier daran der Vortheile verlustig zu werden,
die ein großes Staatswesen dem Lande bot. Von Seite Oester-
reichs zeigte man überdies nicht viel Neigung, dem für den lothrin-
das gewagte Unternehmen anzuvertrauen. Von welchem Stand-