Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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zu wünschen übrig ließen, nach allen Seiten hin einen so entschie- 
denen Eindruck tiefer Unbefriedigung machen müssen, als die des 
Maires Schützenberger. Unter seinen Auspicien hat man die Publi- 
cation einer historischen Quellensammlung für das alte deutsche 
Straßburg begennen. Das Werk wurde bestens ausgestattet, und 
ist wie ein Abbild des innern Wesens dieser Straßburgischen Deutsch- 
Franzosen. Deutscher schwerwiegender Inhalt mit französischer Vor- 
rede und leichten französischen Anmerkungen! Es ist als ob der 
Geist Friedrich Schützenbergers ein porträtartiges Denkmal hätte 
erhalten sollen. Aber auch die Schicksale des Buches bieten Ver- 
gleichungspunkte mit denen dieser elsässischen Männer. Denn in 
Frankreich hat man das schöne Werk der deutschen Stadt gar wenig 
gewürdigt, da sein reicher deutschgeschriebener Inhalt nicht verstanden 
werden konnte, und in Deutschland fanden die Gelehrten die An- 
merkungen dazu nicht bloß in der Sprache, sondern auch in der 
Mache allzu französisch, und glaubten die alten ehrwürdigen Straß- 
burger Schriftsteller weit besser herausgeben zu können. 
In seiner Jugend hatte Schützenberger eine deutliche Vorstellung 
von der unglücklichen Lage eines gleichsam vaterlandslosen Sohnes 
des alten deutschen Landes. Sein unruhig hin- und hergeworfener 
Geist vermochte keine sichere Bahn zu gewinnen. Er gab sich einem 
gewissen idealen Republikanismus hin, und zeigte sich hierin deutlich 
genug als Abkömmling einer alten reichsbürgerlichen Familie. Er 
versuchte auch als deutscher Poct sein Glück und hoffte durch allge- 
meine philosophische und historische Studien sich einen gewissen 
geistigen Zusammenhang mit Deutschland wahren zu können. Zu- 
gleich machte er Reisen in Deutschland, ging hierauf in die Schweiz 
und kehrte in seine Vaterstadt zurück, um sich der juristischen Lauf- 
bahn zu widmen. Als Schützenberger Maire von Straßburg ge- 
worden war, traf er mancherlei philanthropische und soziale Ein- 
richtungen zu Gunsten des Proletariats und später zur Verbesserung 
der Strafhäuser, aber er war in diesen Unternehmungen nicht son- 
derlich glücklich. Auch therretisch beschäftigte ihn die soziale Frage
	        
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