484
zu wünschen übrig ließen, nach allen Seiten hin einen so entschie-
denen Eindruck tiefer Unbefriedigung machen müssen, als die des
Maires Schützenberger. Unter seinen Auspicien hat man die Publi-
cation einer historischen Quellensammlung für das alte deutsche
Straßburg begennen. Das Werk wurde bestens ausgestattet, und
ist wie ein Abbild des innern Wesens dieser Straßburgischen Deutsch-
Franzosen. Deutscher schwerwiegender Inhalt mit französischer Vor-
rede und leichten französischen Anmerkungen! Es ist als ob der
Geist Friedrich Schützenbergers ein porträtartiges Denkmal hätte
erhalten sollen. Aber auch die Schicksale des Buches bieten Ver-
gleichungspunkte mit denen dieser elsässischen Männer. Denn in
Frankreich hat man das schöne Werk der deutschen Stadt gar wenig
gewürdigt, da sein reicher deutschgeschriebener Inhalt nicht verstanden
werden konnte, und in Deutschland fanden die Gelehrten die An-
merkungen dazu nicht bloß in der Sprache, sondern auch in der
Mache allzu französisch, und glaubten die alten ehrwürdigen Straß-
burger Schriftsteller weit besser herausgeben zu können.
In seiner Jugend hatte Schützenberger eine deutliche Vorstellung
von der unglücklichen Lage eines gleichsam vaterlandslosen Sohnes
des alten deutschen Landes. Sein unruhig hin- und hergeworfener
Geist vermochte keine sichere Bahn zu gewinnen. Er gab sich einem
gewissen idealen Republikanismus hin, und zeigte sich hierin deutlich
genug als Abkömmling einer alten reichsbürgerlichen Familie. Er
versuchte auch als deutscher Poct sein Glück und hoffte durch allge-
meine philosophische und historische Studien sich einen gewissen
geistigen Zusammenhang mit Deutschland wahren zu können. Zu-
gleich machte er Reisen in Deutschland, ging hierauf in die Schweiz
und kehrte in seine Vaterstadt zurück, um sich der juristischen Lauf-
bahn zu widmen. Als Schützenberger Maire von Straßburg ge-
worden war, traf er mancherlei philanthropische und soziale Ein-
richtungen zu Gunsten des Proletariats und später zur Verbesserung
der Strafhäuser, aber er war in diesen Unternehmungen nicht son-
derlich glücklich. Auch therretisch beschäftigte ihn die soziale Frage