Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

495 
seine erste Ueberraschung, die er der Welt bereitete, und die Capitu- 
lation von Sedan die letzte, aber auch für viele politische und un- 
politische Menschen in Europa die größte. 
Der Mann, welcher in Frankreich und außerdem in den meisten 
Staaten Europas ein politisches Dublicum zu finden, — man weiß 
nicht, soll man sagen — so glücklich oder unglücklich war, welches 
seine Neujahrsreden als Orakel betrachtete, seine Gesundheitsbulletins 
mit zitternder Neugierde las, und sich Monate lang über die Natur 
seiner geheimen Leiden unterhielt — hat sein System der Ueber- 
raschungen mit Meisterschaft gehandhabt. Kein Wunder, daß die 
Elsässer sich gewöhnten, den großen deutschen Ruf, der einft beim 
Sturz des ersten Kaiserthums ertönte, den Ruf nach Elsaß und 
Lothringen, wie eine Mythe zu behandeln, und von Deutschlands 
Auferstehung nicht einmal träumten. Was jenseits des Rheines 
seit fünfzig Jahren jede Brust erfüllte, blieb im Elsaß gänzlich un- 
gefühlt und unbedacht. Die geschichtlichen Ereignisse und Wande. 
lungen, welche seit 1848 im Innern Deutschlands sich vollzogen, 
gingen spurlos an den Elsässern vorũber. 
Das politische Leben der deutschen Nation wurde im Auslande 
so ziemlich allgemein für gleichbedeutend mit dem angesehen, was 
die österreichische Präsidialmacht am deutschen Bunde als solche 
ausgab. Als der Imperator von seinen italienischen Siegen heim- 
kehrte, freute man sich noch einmal im alten Elsaß über das Glück, 
der großen Nation anzugehören und in den Regimentern der großen 
Armee zu dienen, welche Europa Gesetze gab, und für die viel- 
berufene Civilisation kämpfte. Der Krieg von 1859 war gerade 
auch für das Elsaß so glücklich verlaufen! Nicht einmal über 
Truppendurchmärsche, die unter dem Oheim am Rheine bei keinem 
Feldzug fehlten, hatte man sich zu beklagen. Ganz ohne jede Beun- 
ruhigung war das Grenzland, ohne Beispiel in der Geschichte, in 
diesem großen Kriege durch die weise Politik des Kaisers geblieben. 
Nur die zahlreichen österreichischen Gefangenen wurden nach dem 
Friedensschluß über Straßburg in die Heimat transportirt. Da sah
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.