Full text: Friedrich Augusts II., des Geliebten, Königs von Sachsen, wichtigste Lebensmomente und sein plötzlicher Tod.

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fassung im ganzen deutschen Reiche waren, denen man schon seit lange 
die Schlagwörter einstudirt hatte, auf die sie mit Geschrei und wilden 
patriotisch klingenden Flüchen zu antworten hatten. 
So war der Nachmittag des 3. Mai herangekommen. Eine Bande 
Zügelloser begann den Zeughaussturm und der Ausbruch der Revolu- 
tion wurde mit Blut besiegelt, die Sturmglocken riefen ihr Wehe über 
die Residenz, das Entsetzliche war geschehen, der erste Schritt zur bösen 
That vollbracht. Leichen der Gefallenen vor das Schloß schleppend, 
häuften sich eine Unzahl Menschen jedes Alters und Geschlechts vor 
demselben, Steine in die Fenster hineinwerfend und in ein greuliches 
Freudengeschrei ausbrechend, wenn die getroffenen Scheiben in Scher- 
ben klirrten. Ein solcher Wurf mit einem schweren Knüttel zertrüm- 
merte nicht nur ein Fenster in des Königs Zimmer, sondern hätte fast 
das Haupt der Königin getroffen, welche im selben Augenblicke in das 
Gemach ihres Königlichen Gemahls eintrat. Glücklicherweise fing ein 
alterthümlicher Venetianerspiegel den schweren Wurf auf, der ihn in 
Stücken brach. 
Das Königliche Schloß war von den wilden Haufen belagert, wäh-= 
rend im Innern eine Abtheilung Militair sich zum Schutze des Königs 
und der Königin befand. Die übrigen Mitglieder des Königlichen Hau- 
ses hatten im Schrecken über diesen Aufstand die Stadt verlassen. Am 
Zeughause tobte das wilde Gebrüll und der jewellige Kampf fort, un- 
terdeß die Sturmglocken heulten, die Tamboure der Communalgarde 
wirbelten; die Läden geschlossen waren und die zur Raserei getriebenen 
Volkshaufen die Straßen unter Rachegeschrei durcheilten. Die Ordnung 
war aufgelöst, der Dämon des Hasses regierte. Endlich nach sieben 
Uhr schwieg der Kampf am Zeughause und die Sturmglocken schwie- 
gen, der erste Tag der Revolution hatte seine Opfer gefordert und star- 
res Entsetzen über die sonst so freundliche Residenz gebreitet. 
Welch ein Maiabend! seine Blüthen waren mit Bluttropfen genetzt. 
Im Königlichen Schlosse gestaltete sich eine seltsame Scene. Im 
großen Hofe lagerte die Truppenabtheilung an einem Bivouakfeuer. 
Der Königliche Keller und die Küche erquickten die Soldaten, welche 
wie in einer Festung sich befanden. Während die Königin in Thränen 
gebadet auf einem Galleriebalkon erschien, schritt ihr durchlauchtigster 
Gemahl durch die Reihen der Soldaten und sprach sie an — Acela- 
mationen der innigsten Anhänglichkeit von ihrer Seite war die Ant-
	        
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