Full text: Friedrich Augusts II., des Geliebten, Königs von Sachsen, wichtigste Lebensmomente und sein plötzlicher Tod.

in einer auf allen Seiten offenen Tiefen und ist der Sitz eines Kreisamtes. Die 
Industrie ihrer Bewohner dehnt sich auf Leinwandfabrikation, trefflichen Bleichen, 
Sensenschmieden und berühmte Kanarienvögelzucht, mit denen, die Imster einen 
Vogelkasten auf den Rücken, ehemals in alle Welt zogen und ihre kleinen Sän- 
ger ebenfalls nach Lissabon als nach St. Petersburg zum Verkauf transportir- 
tirten, was jetzt, wenn auch nicht ganz aufgehört, doch zu einem ziemlich wenig 
einträglichen Gewerbe herabgesunken ist. 
Folgen wir nun den Berichten des Flügeladjudanten Majors von Zezschwitz 
und des Kammerlakai's Kleeberg, der beiden einzigen Begleiter des verunglückten 
Königs, über den Hergang des entsetzlichen Ereignisses. Des Flügeladjudanten 
Bericht ist datirt: bei Imst, Weiler Brennbichel, den 9. August, Vormit- 
tags 11 Uhr. 
„Auf dem Wege vom Weiler Brennbichel nach der Brücke herab, Vormit- 
tags ¾/8 10 Uhr, warf der Postillon beim Herabfahren eines Berges, bei einer 
Wendung, den Wagen um. Se. Majestät der König, der Endesunterzeichnete 
und der Kammerlakai Kleeberg wurden aus und von dem Wagen geschleudert, 
und während die beiden Letzteren mit leichten Contusionen davon kamen, hatte 
das Handpferd Se. Majestät den König, der nach vorn geschleudert worden war, 
an den Hinterkopf geschlagen, so daß Se. Majestät augenblicklich die Besinnung 
verloren. Durch herbeigerufene Leute, die in der Nähe im Felde arbeiteten, ließ 
ich sofort Se. Majestät unter Beihilfe des Kammerlakaien in den nahen Gast- 
hof zu Brennbichel bringen, während dem ich nach Imst zurückeilte, um ärztliche 
Hilfe herbei zu holen. Mit dem einzigen in Imst anwesenden Wundarzt Nocker 
kehrte ich schleunigst nach Brennbichel zurück, wo derselbe Se. Mcjestät als sehr 
gefährlich verletzt erklärte. Das von ihm nöthig befundene Schlagen einer 
Ader erfolgte, aber schon ergoß sich fast kein Blut mehr. Der herbeigerufene 
Geistliche von Brennbichel (in den telegraphischen Depeschen des sächsischen zu 
Wien residirenden Gesandten mit dem Namen Stephan Kiesmar bezeichnet) er- 
theilte Sr. Majestät die heiligen Sterbesacramente, und schon ½ 11 Uhr Vor- 
mittags waren Se. Majestät, welche die Besinnung nicht wieder erlangt hatte, 
verschieden. Eine Ertrapostchaise, die ich nach dem Arzte in Wens gesandt hatte, 
kam mit diesem zu spät. Beide Aerzte erklärten, der Tod sei in Folge der durch 
den Schlag des Pferdes herbeigeführten Gehirnerschütterung so plötzlich erfolgt. 
Nach Inspruck habe ich eine Staffette abgehen lassen, damit der dortige erste 
Arzt herbeikomme, um die nöthigen Anordnungen wegen Erhaltung der Leiche zu 
treffen. Von eben daher wird zur einstweiligen Aufbewahrung derselben ein 
Sarg eintreffen. Ueber diesen fürchterlichen Fall, der, wie wohl Ew. Ercellenz 
überzeugt sind, mich mit dem entsetzlichen Schmerze erfüllt, lege ich das 
aufgenommene Protokoll des Bezirkshauptmanns Freyeißen, so wie das Zeug-
	        
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