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Jahre seiner Kindheit, obgleich für Deutschland dieselben Jahre von
großem Einfluß waren, indem sich Napoleon zum Gebieter über
unser großes schönes Vaterland machte.
Das Jahr 1809, das den schweren Kampf Oestreichs gegen
Frankreich sah, und der ersteren Macht das traurige Loos brachte,
zu unterliegen, blieb nicht ohne Einfluß auf Sachsen, denn dieses
als Bundesgenosse Napoleons erlebte eine feindliche Invasion, welche
indeß von keiner großen Bedeutung und gleichsam nur ein Neben-
spiel zu dem großen Kriegsdrama war, das seine Entwickelung im
Herzen Oestreichs fand. Indeß Dresden, die so nahe der böhmi-
schen Grenze liegende sächsische Residenzstadt wurde mit einem Ueber-
fall von da aus bedroht und um den sich möglicherweise ungünstig
gestaltenden Kriegsereignissen zu entziehen, ging die seit 1807 könig-
lich gewordene Familie vorerst nach Leipzig und begab sich dann
nach Frankfurt am Main, von wo aus sie nach einem abermali-
gen Aufenthalte zu Leipzig im October desselben Jahres nach Dres-
den zurückkehrte.
Prinz Friedrich August setzte hier seine durch diese Reise un-
terbrochenen zu militairischen und Staatswissenschaften übergehenden
Studien mit dem besten Erfolge fort.
Im Buche des Schicksals stand aber verzeichnet, daß Sachsen
große Leidenstage erleben sollte und sie stellten sich ein. Napoleons
Feldzug gegen Rußland im Jahre 1812 verunglückte, nicht durch
die Anstrengungen der Russen, sondern wie Jeder aus der Geschichte
weiß, durch die furchtbare Kälte, uneigentlich aber durch Napoleons
unersättlichen und auf keine Warnung etwas gebenden Ehrgeizz;
die Folge dieses großen Kriegsunglückes war der Feldzug des Jah-
res 1813, anfänglich von Preußen und Rußland allein, dann aber
durch den Beitritt Oestreichs und den übrigen Staaten zum Ver-
derben Napoleons geführt. Sachsen wurde der Tummelplatz sämmt-
licher europäischen Heeresmassen.
Die königliche Familie verließ zu Anfange des Jahres 1813,
als die Russen den Grenzen Sachsens sich nahten, das Land, und