Der Aufmarsch 95
Für eine Gaswirkung war es zu kalt; das wußte man damals noch nicht.
Auch sonst war nicht alles so, wie man es wünschen konnte. Wir
machten ein paar tausend Mann zu Gefangenen, im übrigen war der tak-
tische Erfolg gering. Der Eindruck aber, den der Angriff auf den Russen
gemacht hat, war groß. Es war damit strategisch das Erhoffte erreicht.
Der Aufmarsch der vier für den Angriff zugewiesenen Korps begann
Anfang Februar und verlief glatt. Er war am 6. Februar beendet. Wir
verlegten das Hauptquartier nach Insterburg. Das Scheiden aus Posen
war nicht leicht. Wir hatten dort eine große Zeit erlebt, aber auch Inster-
burg weckte in uns gute Erinnerungen aus dem September 1914.
Für die Operationen war dem Oberbefehlshaber Ost noch das
A. O. K. 10, General v. Eichhorn, Chef Oberst Hell, zur Verfügung gestellt;
für das A. O. K. 8 allein waren es zu viel Verbände geworden. Diese neue
Einteilung war mir sehr recht, denn es operiert sich leichter mit zwei
als nur mit einem Armee-Oberkommando; aus dem Feldzug in Polen hatte
ich gelernt. Die 10. Armee war nördlich der 8., die Trennungslinie zwischen
beiden lief etwa durch Darkehmen. Die Umfassungsgruppe der 10. Armee, von
links nach rechts: XXI. A. K., XXXIX., XXXVIII. R. K., stand zwischen
Ragnit und den großen Waldungen nordöstlich Insterburg, gedeckt durch
die 1. Kav. Div. und die 5. Garde-Inf. Brig., daneben an der großen
Insterburger Chaussee die Hauptreserve, jetzt Landwehr-Division Königs-
berg. Es folgten dann bis zum Spirding-See verteilt die 3. Res. Div.,
3 Landwehr-Divisionen, stark mit Landsturm durchsetzt, und die 5. Inf.=
Brig. Von der Stoßgruppe der 8. Armee unter General Litzmann waren
die 2. Inf. Div. westlich Johannisburg, das XXXX. R. K. südlich derselben
bis zur Grenze, die 4. Kav. Div. dahinter aufmarschiert. Längs der Grenze
standen Landsturmformationen. Hinter dem rechten Flügel der 8. Armee
bei Ortelsburg beendete das XX. A. K. seine Ausladung. Es kam von der
9. Armee und sollte hinter der Stoßgruppe des Generals Litzmann auf
Lomsha vorgezogen werden und über Myschinjetz gegen den Narew vor-
fühlen. Das Herausziehen der übrigen Truppen und deren Abtransport
in Richtung Mlawa war im Gange. General v. Gallwitz sollte den Befehl
zwischen Weichsel und Orshitz übernehmen und nach vollendeter Versamm-
lung gleichfalls in südlicher Richtung vordrücken. Es war abzuwarten, wie
weit die nach Nordpolen hineinstoßenden deutschen Truppen kommen wür-
den. Offensives Handeln war hier die beste Mitwirkung bei dem Angriff der
10. und 8. Armee und der beste Schachzug gegen feindliche Gegen-
angriffe.
Die Winterschlacht begann am 7. Februar. General Litzmann trat
an diesem Tage an. Die übrigen Teile der 8. Armee und die 10. Armee
hatten erst am 8. Februar vorzumarschieren und anzugreifen. Die Opera-