96 Die Winterschlacht in Mafuren Februar/März 1915
tion konnte nur in ihren Grundzügen durch Befehl festgelegt werden. Die
Armee-Oberkommandos behielten den weitesten Spielraum. Die gleichen
taktischen Anschauungen bei allen Stellen sicherten den Erfolg. Auch
während der Schlacht hatte der Oberbefehlshaber Ost nur wenige Anord-
nungen für diese selbst zu treffen. Ich hatte an die Fortführung der Ope-
ration und den Flankenschutz zu denken.
Es war ein schwerer Entschluß, die Armee so, wie beabsichtigt, an-
treten zu lassen. Der Winter war kalt. Seit dem 4. oder 5. Februar
herrschte ein selten starker Schneesturm, der Straßen und Eisenbahnen ver-
wehte und ein Vorgehen außerhalb der Wege ganz ungemein erschwerte.
Mannshohe Schneewehen wechselten oft mit kahlen Stellen, die mit Glatt-
eis bedeckt waren. Es blieb bei den ursprünglichen Anordnungen. Die
Russen hatten mit größeren Schwierigkeiten zu rechnen. Sie bekamen den
Troß in der Marschrichtung voraus.
Unsere Truppen waren für einen Winterfeldzug ausgestattet. Die
Fahrzeuge hatten Schlittenkufen. Diese erwiesen sich aber später als un-
praktisch. Auf den nur stellenweise mit Schnee bedeckten Wegen waren sie
nicht zu gebrauchen.
Was von Mann und Pferd in den folgenden Tagen geleistet wurde,
ist unbeschreiblich und eine Ruhmestat für alle Zeiten. Mühsam arbeite-
ten sich die Anfänge der Marschkolonnen durch die Verwehungen. Fahr-
zeuge blieben stecken, die Kolonnen stockten, sie wurden immer länger. Die
Infanterie schob sich an Fahrzeugen und Geschützen vorbei und suchte nach
vorn wieder Anschluß zu gewinnen. Geschütze und Munitionswagen
wurden mit 10 bis 12 Pferden bespannt. So bedeckten allmählich die
Marschstraßen lang hingezogene Heeressäulen mit vorwärtsstrebenden In-
fanteristen, dazwischen nur wenig Geschütze mit noch weniger Munition.
Für die Nacht oder im Kampfe schlossen die Kolonnen wieder etwas auf.
Nach wenigen Tagen schlug das Wetter um, die Wege wurden grundlos,
auf dem noch gefrorenen Boden außerhalb der Wege stand das Wasser an
tiefen Stellen und auf den Sümpfen. Es war ein Glück, daß wir durch
die weite Umfassung in den feindlichen Trainkolonnen Nahrungsmittel er-
beuteten, sonst hätte die ganze Bewegung wegen Verpflegungsmangel ein-
gestellt werden müssen.
Für die Generalkommandos und die niedere Führung entstanden ganz
außerordentliche Schwierigkeiten. Es dauerte bei Zusammenstößen mit dem
Feinde lange, ehe gefechtsfähige Verbände zur Stelle waren. Befehle
waren nicht durchzubringen, Leitungen zerrissen im Sturm, Meldungen
kamen nicht an. Und trotzdem wurde das Höchste geleistet.
Die Schlacht verlief wie die meisten Schlachten nicht ohne Reibungen,
die das strategische Ergebnis beeinträchtigten.