98 Die Winterschlacht in Masuren Februar / März 1915
Unterlegenheiten keine so ungemein schwierige Aufgabe. Bei Tannenberg
waren wir vom Glück begünstigt gewesen.
Teile der russischen Kräfte, die auf Kowno ausgewichen waren und
dauernd in der Flanke standen, hatten durch Angriffe vergeblich versucht,
den Vormarsch zu verzögern. Sie wurden durch den Flankenschutz der
10. Armee auf Kowno—Olita zurückgeworfen.
Am 14. abends schien es, als ob es möglich werden würde, die Um-
fassung des Feindes noch hart östlich Augustow durchzuführen. General
v. Eichhorn setzte seinen linken Flügel dorthin an. Die Vorhut des
XXlI. A. K. stieß am 15. und 16. auf der Chaussee Seiny—Augustow
in den Forst hinein weit vor, sie wurde aber hier von den von West
nach Ost zurückströmenden russischen Kolonnen überrannt und zum Teil
gefangen. Die 10. Armee schob nun kurz entschlossen bis zum 18. Februar
am Nordrande des Forstes entlang Teile in die Gegend nordwestlich
Grodno. Hier standen sie mit der Front nach Westen, mit dem Rücken
dicht gegen die Werke der Festung. Sie verlegten in dieser kühnen Auf-
stellung dem Feinde den Rückzug. Andere deutsche Truppen drangen vom
Norden in den Wald ein und erreichten nach der Einnahme von Augustomw
kämpfend auf der Chaussee nach Grodno Lipsk sowie den Bobr abwärts
Krasnybor. Bei Lipsk wurde der Ring geschlossen.
Die Lage der Truppen vor Grodno war ungemein schwierig. Aus
der Festung heraus, wohin der Russe Verstärkungen gefahren hatte, ent-
wickelten sich namentlich am 20. und 21. sehr heftige Angriffe. Aus dem
Augustower Forst stieß der dorthin zurückgeflutete Russe immer wieder her-
vor. Unter schweren Verlusten hielten die deutschen Truppen stand. Es
war eine glänzende Tat des XX I. A. K., und der Führer, General Fritz
v. Below, der spätere bewährte Armee-Oberbefehlshaber im Westen, konnte
stolz auf seine Entschlußkraft und auf seine Truppen sein. Das Oberkom-
mando der 10. Armee durfte an diesem Ruhm mit innerer Befriedigung
teilnehmen. In den nächsten Tagen ergaben sich die in dem Augustower
Forst umherwogenden und sich verzweifelt wehrenden Russenmassen; die
Schlacht war beendet.
IV.
Das taktische Ergebnis der Winterschlacht in Masuren war bedeutend:
110 000 Gefangene und viele hundert Geschütze. Die russische 10. Armee
war vernichtet, das russische Heer wiederum empfindlich geschwächt.
In dem Grundgedanken der Operation war der Angriff auf Össowjetz
unter Einsatz schwersten Flachfeuers eingeleitet. Von den Teilen der An-
griffsarmeen, die noch während der Kämpfe in dem Forst den oberen Bobr
südlich Augustow erreicht hatten, sollten das XXXVIII. und XXXX. R. K.,