Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

Gegenangriffe der Russen 101 
  
Erfolge erzielt. Die neugebildete 10. russische Armee erlitt eine Nieder— 
lage. Das Ruhebedürfnis der Truppen und die Ungunst der Witterung 
waren aber so groß, daß sich das Armee-Oberkommando, da es auch noch 
weitere Truppen an die 8. Armee und die Armeeabteilung Gallwitz abzu- 
geben hatte, zögernd entschließen mußte, weitere Angriffsgedanken end— 
gültig aufzugeben und in den Stellungskrieg zu fallen. Es beließ seinen 
linken Flügel bei Kalwarija—Marjampol—Pilwischki. Der Russe prallte 
Mitte März gegen die Stellungen, aber allmählich trat Ruhe ein. 
Die Angriffe der Russen an der Südfront waren immer hartnäckiger, 
die Kämpfe immer erbitterter geworden. Während des Weitermarsches 
des Generals Litzmann von Johannisburg über Bialla an den ersten Tagen 
der Winterschlacht war vom XX. A. K. die 41. Inf. Div. mit Landsturm 
auf der Straße Johannisburg—Kolno auf Lomsha vorgeschoben, um es 
von Norden abzuschließen. Die 37. Inf. Div. drückte über Myschinjetz vor. 
Die 41. Inf. Div. traf vorwärts der Festungswerke von Lomsha auf den 
Feind, ihre Kräfte reichten gerade aus, um den Raum zwischen der Pissa 
und der Straße Schtschutschin—Stawiski—Lomsha abzusperren. Erst all- 
mählich trafen die 3. Res. Div. und 5. Inf. Brig. ein. Sie sollten den weiten 
Raum von Stawiski bis zum Bobr decken, während die 11. Ldw. Div. mit 
dem Angriff auf Ossowjetz begann. Der Anmarsch der 3. Res. Div. und 
5. Inf. Brig. traf mit einem Angriff der russischen Garde und des V. A. K. 
aus Lomsha heraus zusammen. Vom 21. Februar ab entwickelten sich 
nördlich der Sperrfeste schwere Kämpfe. Die deutschen Truppen schlugen 
sich heldemmütig. Die Krise war ernst. Eines Morgens meldete mir der 
Chef der 8. Armee, die 3. Res. Div. wäre durchbrochen. Schließlich hielt sie 
indessen doch stand, da der Russe erlahmte. Lange blieb die Lage dort und 
damit auch für die Belagerungstruppen vor Ossowjetz gespannt. Erst nach 
dem Eintreffen der 1. Ldw. Div. vor Lomsha Anfang März war unsere Front 
so dicht besetzt, daß ich jede Gefahr östlich der Pissa als beseitigt ansehen 
konnte. Die Standhaftigkeit der Truppen und namentlich der 3. Res. Div. hatte 
einen glänzenden Abwehrerfolg errungen. Die Gruppe übernahm General 
v. Scholtz. Sein Befehlsbereich wurde später bis an die Schkwa ausgedehnt. 
General v. Scholtz hatte bereits in der Schlacht bei Tannenberg und in 
Polen mit besonderer Auszeichnung geführt. Er war in seinem Dienstgrade 
erheblich älter als der Oberbefehlshaber der 8. Armee, General Otto 
v. Below, doch willig unterstellte sich der General dem jüngeren Kameraden. 
Zwischen Pissa und Orshitz hatte General v. Staabs mit seiner 
37. Inf. Div. und dort stehendem Landsturm gegen den Narew Gelände 
gewonnen. Der Russe verstärkte sich hier bald sehr erheblich. Unab- 
lässig griff er aus Nowogrod und namentlich mit dem IV. sibirischen Ar- 
meekorps von Ostrolenka her an. Die Kämpfe wurden immer erbitterter.
	        
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