Heer und Heimat 3
Heeres und der Marine stählen und ihre Kräfte immer wieder erneuern
konnte. Das Volk bedurfte der inneren Stärke, die es allein zur dauern-
den Kraftabgabe an Heer und Marine befähigte. Volks= und Wehrmachts-
kraft griffen so innig ineinander über, daß sie gar nicht zu trennen waren.
Die Kriegsfähigkeit der Streitkräfte am Feinde hing eng von der Kriegs-
fähigkeit des Volkes daheim ab. Es entstand ein Arbeiten und Leben für
den Krieg in der Heimat, wie es kaum je zuvor der Fall war. Und dies
Leben und Arbeiten hatte die Regierung, hatte der verantwortliche Reichs-
kanzler zu führen und kraftvoll zu erhalten.
Diesem erwuchs noch eine zweite große Aufgabe der Kriegführung: die
Leitung des Kampfes gegen die feindlichen Heimatfronten. Sollte Deutsch-
land dies mächtige Kriegsmittel nicht gebrauchen, das es täglich am eigenen
Leibe spürte? Sollte an dem Seelenzustande der feindlichen Völker nicht
ebenso gerüttelt werden, wie es der Feind bei uns leider so erfolgreich tat?
Dieser Kampf war aus der Heimat heraus über das neutrale Ausland und
dann erst von Front zu Front zu führen. Allerdings fehlte Deutschland
eine mächtige Hilfswaffe der Propaganda: Die Hungerblockade gegen die
Bewohner der feindlichen Länder.
Die Regierung hatte große Aufgaben im Dienste des Volkes für die
glückliche Beendigung des Krieges zu lösen. Größeres wurde noch von
keiner deutschen Regierung gefordert, als die geeinte Kraft des deutschen
Volkes dem Kaiser zum Siege auf dem Schlachtfelde zur Verfügung
zu stellen und den Kampf gegen den Geist und die Stimmung der feind-
lichen Völker zu führen. Das Arbeiten und Handeln der Regierung ge-
wannen so eine kriegsentscheidende Bedeutung. Das erforderte von Regie-
rung, Reichstag und Volk ein Aufgehen in dem Kriegsgedanken wie nie
zuvor. Es war nicht anders: Die Kraft der Kriegführung ruhte in der
Heimat, die Kraftäußerung lag an der feindlichen Front.
Dem großen Ziele, zum Frieden zu kommen, wurde allein durch kraft-
volle Kriegführung entsprochen. Mit ihrer Kriegsarbeit förderte daher die
Regierung zugleich den Frieden, den unmittelbar herbeizuführen, ihre
weitere hehre Aufgabe war.
Der Generalfeldmarschall und ich teilten bald nach unserer Berufung
in die Oberste Heeresleitung und nach dem Erkennen der Lage dem Reichs-
kanzler unsere Anschauungen über die Bedürfnisse des Heeres, die zugleich-
auch die der Marine waren, mit und erörterten die hieraus sich ergebenden
Aufgaben der Heimat. Wir riefen ihn zur kriegerischen Zusammenarbeit
auf und waren hoffnungsfreudig trotz des bedrohlichen Ernstes der Lage.
Die Regierung hatte unseren Eintritt in die Oberste Heeresleitung be-
grüßt. Wir kamen ihr mit offenem Vertrauen entgegen. Bald aber-
begannen zwei Gedankenwelten miteinander zu ringen, vertreten durch die.
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