Feldzug in Serbien 1915 135
Valona und wurden durch die starke Hand Frankreichs und Englands
auf Korfu wieder ein Kampffaktor, den der bulgarische Soldat fürchtete.
Sie wurden später nach Saloniki überführt und haben dort vollwertig
gekämpft.
Die Entente sah sich gezwungen, auf anderen Kriegsschauplätzen Ab—
gaben für Mazedonien freizumachen. Sie verzichtete auch auf die Fort—
führung des Gallipoli-Unternehmens, das ihr dank der Tätigkeit deutscher
Männer und der Mittelmeer-Division viel gekostet hatte. Das Expe-
ditionskorps war jetzt zu stark gefährdet. Die Verbindung mit der Türkei
war durch den Sieg über Serbien und das Bündnis mit Bulgarien her-
gestellt. Wir waren nun nicht mehr auf das Durchschmuggeln unseres
Kriegsgerätes durch Rumänien angewiesen. Die Türkei konnte unmittel-
bar unterstützt werden. Am 16. Januar wurde die Eisenbahnverbindung
nach Konstantinopel eröffnet. Am 8./9. Januar hatt'n die Ententetruppen
die Gallipoli-Halbinsel verlassen.
Die Sperrung der Meerengen war gesichert. Beherrschten die feind-
lichen Flotten durch den Besitz der Engen zugleich auch das Schwarze Meer,
so konnte Rußland mit dem ihm so nötigen Kriegsmaterial versehen
werden. Die Kämpfe im Osten hätten dann einen weit schwereren Charakter
angenommen. Die Entente wäre in der Lage gewesen, die reichen Getreidevor=
räte Südrußlands sowie Rumäniens auszunutzen und sich dieses Königreich
noch früher, als es geschehen sollte, willfährig zu machen. Die Verbindungen
Rußlands mit der Außenwelt für Kriegsmaterialtransporte gingen damals
über die transsibirische Bahn, über die Murmanküste, wohin die Eisenbahn-
linie von Petersburg im Bau, aber noch lange nicht fertig war, und im
Sommer über das Weiße Meer. Der Verkehr über Finnland mit Schweden
war wichtig, doch gestattete dieses die Durchfuhr von Kriegsmaterial nicht.
Es hatte die richtige Auffassung über die Pflichten eines neutralen Staats.
Diese Darlegung zeigt die Bedeutung der Meerengen und damit der Türkei
für die Ostfront und unsere Gesamtlage in schärfster Beleuchtung.
In den asiatischen türkischen Gebieten war das Kriegführen schwer.
Die Türkei war lediglich auf Landverbindungen angewiesen. Ein moder-
ner Krieg braucht aber Eisenbahn= oder Schiffsverbindungen. Die Eisen-
bahn nach der Kaukasusgrenze war zwischen Angora und Siwas erst im
Entstehen. Die Bagdadbahn, unterbrochen noch durch die Gebirgszüge
des Taurus und Amanus, hatte den Tigris noch lange nicht erreicht. Tun-
nels waren im Bau. Die Eisenbahn nach Syrien schloß sich bei Aleppo,
also jenseits der trennenden Gebirgskämme, an die Bagdadbahn an. Sie
ging südlich Damaskus in die schmalspurige Hedschasbahn und in eine
Kleinbahn über, die nach Palästina hineinführte und bei Berzeba südlich
Jerusalem ihr Ende erreichte.