142 Das Hauptquartier des Oberbefehlshabers Ost in Kowno Oltober 1915 bis Juli 1916
Neubauten: die Bahnen Tauroggen—Madsiwilischki und Schaulen—Mitan
wurden im Mai und August 1916 beendet, die Bahn Swentzjany—Rich-
tung Narotsch-See erst später.
Die erstgenannten beiden Bahnen haben das Land auch in kultureller
Beziehung erschlossen. Es steht dadurch in unserer Schuld.
Im Anschluß an dieses Bahnnetz entstand hinter der Front ein Netz
von Feld= und Förderbahnen für die unmittelbare Versorgung der Truppen.
Die Landstraßen und die Wege im Truppepubereich behielten
ihre hohe Bedeutung. Die großen Chausseen von Grodno nach Lida, von
Kowno nach Dünaburg und von Tauroggen nach Mitau kamen in vor-
trefflichen Zustand. An den übrigen Wegen geschah das, was möglich war.
Zur Zeit der Schneeschmelze verwandelten sie sich teilweise in einen wüsten
Brei, in dem fallende Pferde ertranken.
Mit dem Fortgang der Arbeiten an den Eisenbahnen und Wegen
schritt der Stellungsausbau vor. Holz schnitt sich die Truppe, Stachel-
draht verfertigten wir teilweise selbst. Besonders schwierig waren die
Grundwasserverhältnisse für den Bau des ganzen Grabensystems. Die
Geologen haben hier der Truppe gute Dienste geleistet.
Hinter der Front entstanden Werkstätten für Wiederherstellung alles
möglichen Kriegsgeräts. Die zahlreichen erbeuteten russischen Maschinen-
gewehre wurden in einer besonderen Fabrikanlage für deutsche Munition
umgearbeitet.
Ich habe mich um diese Fragen naturgemäß nur in großen Zügen be-
kümmert und brauchte nur anregend und ausgleichend zu wirken.
Mir lagen besonders die Unterbringung und die Verpflegung von
Mann und Pferd am Herzen.
Die Unterkunftsverhältnisse waren an und für sich nicht ungünstig.
Der Krieg war über das Gelände, in dem wir zum Schluß standen, ver-
hältnismäßig schnell hinweggegangen und hatte deshalb nicht zu ver-
nichtend gewirkt. Auch hatte der Russe nicht alles verbrannt, wie weiter
südlich in Polen. Es blieb aber doch, namentlich in der Nähe der Stel-
lungen, für den Unterkunftsbau sehr viel zu tun übrig. Die Unterstände,
die auch nur langsam fertig wurden, richtete die Truppe, soweit dies ging,
wohnlich ein. Womit aber Offizier und Mann zufrieden sein mußten und
auch zufrieden waren, das wissen nur diejenigen, die es draußen im Felde
erlebt haben.
Baracken für Mann und Pferd mußten weiter rückwärts gebaut
werden. Die Truppe erlangte darin eine große Gewandtheit. Der Kunst-
sinn entfaltete sich in einer gewissen Birken-Ornamentik.
Die Verpflegung des Mannes gestaltete sich um großen und ganzen
vorschriftsmäßig. Bei einigen Truppen wurde sie manchmal knapp, be-