Land und Leute 147
war im Westen beschäftigt; er konnte dem Gebiet des Oberbefehlshabers
Ost nicht genügend Aufmerksamkeit schenken. Dieser mußte selbst die
Sache in die Hand nehmen.
Den Etappeninspektionen blieben die Durchführung der von ihm ge—
troffenen Maßnahmen und viele Sonderaufgaben übrig.
Bei dem Fehlen jedes heimischen Verwaltungsapparates und jeder
Gerichtsbarkeit im Lande bekam die Verwaltung einen besonderen Charak—
ter. Dieser befähigte sie auch, den Stürmen der Revolution im November
1918 standzuhalten.
V.
Ich will nur ein Bild der Verwaltung des Oberbefehlshabers Ost
geben und tue dies gern, denn ebenso wie meinen Mitarbeitern auf rein
militärischem Gebiet, schulde ich hier meinen Helfern Dank. Die Arbeit,
die wir dort zusammen bis zu meinem Weggang Ende Juli 1916 geleistet
haben, war eine große, schöne und deutscher Männer würdige Tat. Sie
war der Armee und der Heimat sowie dem Lande und seinen Bewohnern
selbst zu Nutz und Frommen.
Für die verantwortungsreiche Aufgabe bedurfte ich zahlreicher Mit-
arbeiter. Sie wurden nicht auf einmal berufen, sondern nach und nach
herangezogen, je nachdem sich die Notwendigkeit herausstellte. Es entstand
neben meinem militärischen Stabe allmählich unter dem Oberquartier=
meister General v. Eisenhart-Rothe ein umfangreicher Verwaltungsstab;
General v. Eisenhart-Rothe war auf vielen Gebieten des Wirtschaftslebens
bewandert. Er hat mit hingebendem Eifer der Sache und mir gedient und
anregend gewirkt. Später war er mir auch als Generalintendant eine be-
sonders wertvolle Stütze. Ende Oktober kam es zunächst darauf an, die
Verwaltung auf die neu besetzten Teile des Etappengebiets auszudehnen.
Die westlich gelegenen Landstriche hatte sie schon früher erhalten. Ein
Streifen längs der ganzen Front blieb Operationsgebiet und den Armee-
Oberkommandos unmittelbar unterstellt.
In den verschiedenen Etappen hatte die Organisation verschiedene
Wege eingeschlagen; hier mußte vereinheitlicht werden, sonst wurde der
Apparat zu unübersichtlich, aber dies durfte nur mit vorsichtiger Hand
durchgeführt werden. Die Sache mußte sonst Schaden leiden.
Bei der Größe der Aufgabe und der Ausdehnung des zu verwaltenden
Gebiets war trotz möglichsten Sparens eine hohe Anzahl Männer für die
Verwaltung nötig. Wenn ich sonst die Ansicht vertrete, daß es nicht auf die
Menge, sondern auf den Wert des einzelnen ankommt, so hat dies doch
seine Grenze. Ich konnte nicht unter eine gewisse Zahl heruntergehen, sie
wäre übrigens bei keiner anderen Organisation geringer gewesen. Die
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