Das Verwaltungsgebiet 151
hauptmann und dem Etappenkommandanten war ihm besser und eher
gelungen als anderwärts.
Die Verwaltungschefs waren den Etappeninspekteuren und dem Ober—
befehlshaber Ost für die Verwaltung des Landes nach jeder Richtung hin
verantwortlich. Sie hatten unter sich eine Behörde, die meinem Wirt—
schaftsstabe entsprach.
Die Verwaltungsbezirke waren in Kreise geteilt, häufig von der
Größe eines Etappengebiets im Westen. Bei dem Kreishauptmann
lag der Schwerpunkt der Verwaltung in verwaltungstechnischer und wirt—
schaftlicher Beziehung. Auf die Justiz hatte er keinen Einfluß, sie stand im
wesentlichen neben ihm. Den Kreishauptleuten gleich waren die Stadt—
hauptleute der größeren Städte.
Unter den Kreishauptleuten betätigten sich Bürgermeister und Amts—
vorstände für die kleineren Städte und das flache Land. Die Amtsvorstände
verkehrten wiederum mit den Ortsvorständen. Für die landwirtschaftliche
Ausnutzung des Landes waren den Kreishauptleuten besondere Wirtschafts-
offiziere angegliedert, denen die überwachung der Bebauung des Landes,
die Bewirtschaftung der Güter sowie die Sorge für Produktionssteigerung
und die Verwertung der Ernte oblagen. Andere Organe dienten den Kreis-
hauptleuten für das Aufbringen der Kriegsrohstoffe aller Art.
Die Einheitlichkeit der Verwaltung, wie ich sie eben stizzierte, wurde
in den verschiedenen Bezirken erst nach und nach auf Grund einer am
7. Juni 1916 erlassenen Verwaltungsverordnung durchgeführt.
Die Kreishauptleute verfügten als Polizeiorgane über eine Gendar-
merie. Sie war in den Verwaltungsbezirken zu besonderen Gendarmerie-
abteilungen, im Gebiet des Oberbefehlshabers Ost zu einem Gendarmerie-
korps zusammengefaßt. Das Fehlen von heimischen Polizeiorganen daselbst
habe ich besonders schmerzlich bedauert. Deutschland konnte Gendarmen
nicht in der erforderlichen Zahl abgeben, ich mußte mir deshalb durch Ab-
kommandierungen von älteren Mannschaften aus der Front helfen. Sie ge-
nossen besonderen Unterricht, um so für ihr Amt wenigstens einigermaßen
vorgebildet zu werden. Gern hätten der ungemein sorgsame Gendarmerie-
Oberst Rochus Schmidt und ich etwas Besseres geschaffen. Die ganze Ein-
richtung blieb ein Notbehelf. Vielleicht haben einzelne Gendarmen bedauer-
licherweise zu der späteren Mißstimmung beigetragen. Wie sollten sie im
fremden Lande einer unfreundlich gesinnten Bevölkerung gegenüber ohne
genügende Sprachkenntnisse auftreten und irgend etwas durchsetzen? Ich
will durch diese eine Frage nur die ganzen Schwierigkeiten vor Augen
führen, mit denen die deutschen Männer im fremden Lande zu rechnen
hatten. Unredlichkeiten und ehrloser Gewinn sind nie und nimmer zu
entschuldigen. Viele Gendarmen haben ihre Treue im Kampf gegen die