Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

Politische Fragen 161 
Vertrauen entgegenkamen. Mein Wille durchdrang die Verwaltung und 
erhielt in ihr die Schaffensfreudigkeit. Wir hatten das Gefühl, auf 
fremder Erde für Deutschlands Zukunft zu arbeiten. Wir wollten nament— 
lich in Kurland deutsches Siedlungsland gewinnen. Ich verbot den Ver— 
kauf von Grund und Boden, um hiermit die Grundlage für eine gesunde 
Boden- und Siedlungspolitik zu erhalten und dem Landwucher vorzu- 
beugen. Ich dachte damals an ähnliche Bestimmungen, wie sie die Marine 
in Kiautschou mit großem Erfolg durchgeführt hatte. 
Das, was die Verwaltung des Oberbefehlshabers Ost in jener kurzen 
Zeit bis Anfang August 1916, als ich das Land verließ, geschaffen hat, bleibt 
eine Kulturtat. Sie war frei von Schlagworten, dafür um so reicher an 
praktischer Arbeit. 
Die schöne Gabe, die die Herren der Verwaltung mir später in Pleß 
überreichten, wird mir stets ein Erinnerungszeichen an eine Zeit sein, wo 
es mir mitten im Kriege vergönnt war, aufzubauen. 
Die Arbeit ist nicht verloren gewesen, sie hat der Heimat, der Armee 
und dem Lande selbst jedenfalls während des Krieges genutzt, ob noch 
Samenkörner im Boden geblieben sind und später Früchte tragen werden, 
das ist eine Frage an unser hartes Schicksal, die nur die Zukunft beant— 
worten kann. 
Der Kampf und die Krise im Osten. 
X. 
Während bei dem Oberbefehlshaber Ost still für die Armee und das 
besetzte Gebiet gearbeitet wurde, nahmen die kriegerischen Ereignisse ihren 
Fortgang. 
Unsere Erfolge gegen Serbien und Montenegro hatten die vierte 
Isonzoschlacht im November und Dezember 1915 gezeitigt und gegen Weih— 
nachten desselben Jahres auf den Südteil der österreichisch-ungarischen Front 
einen russischen Angriff ausgelöst, der sich bis in den Januar 1916 hinzog. 
Beide endeten mit einem vollen Abwehrerfolge unserer Verbündeten. 
Die beiden Obersten Heeresleitungen hatten nun ihre Entschließungen 
für den Feldzug 1916 zu treffen. Beide versuchten, durch einen Angriff 
zur Entscheidung zu kommen. Die deutsche Oberste Heeresleitung wollte 
bei Verdun, das k. u. k. Armee-Ober-Kommando in Italien von Tirol her 
angreifen. 
Für die gesamte Ostfront ergaben sich hieraus Abgabe von Truppen 
und Abwehr sicher zu erwartender russischer Angriffe. 
Verdun war als Angriffspunkt strategisch richtig gewählt. Die Festung 
war für uns stets ein außerordentlich empfindliches Ausfalltor und be- 
Kriegserinnerungen 1914—18. 11
	        
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